Therma’s und Abkürzungen, die keine sind
Therma’s und Abkürzungen, die keine sind

Therma’s und Abkürzungen, die keine sind

Auf unserer Route durch die Berge gab es bisher keinen Campingplatz, was ja nicht schlimm ist, da wir gerne in der freien Natur campieren, aber irgendwann macht eine Dusche durchaus Sinn und da kommen uns die Thermen von Banos gerade recht. Die Anlage ist neu und wie es aussieht, kommen ausschließlich Einheimische. Wir werden recht erstaunt begrüßt. An der Kasse gibt es zwei Preise: einmal Publico für ein kleines Schwimmbecken und Privado. Das ist eine Kabine mit einer riesigen Badewanne für uns alleine. Herrlich, das warme Wasser.

Mit diesen Seilbahnen kann man auch ohne Brücke den Fluss queren. Das ist doch die Lösung für’s Mittelrheintal.

Frisch duftend machen wir uns weiter auf den Weg gen Norden durch die Berge Richtung Cordilliera Blanca. Die Straße windet sich oberhalb der Schlucht des Rio… durch kleine Dörfer. Hier spielt sich das Leben auf der staubigen Straße ab. Man trifft sich zum Schwatz auf dem Dorfplatz oder vor dem Haus. Die Kinder spielen, helfen Holz sammeln oder Schafe hüten. Die kleinen Kinder werden mit Tüchern von ihren Müttern getragen. Oft sehe ich die Väter mit ihren Kindern spielen.

Obwohl das Leben hier so abgeschieden in den Bergen sicherlich nicht einfach ist, wird gern gefeiert. Jetzt ist Karneval und in einem Dorf spielt eine Blaskapelle. Es wird auf der Straße getanzt,  getrunken und gelacht. Hier ist es in der Karnevalszeit Brauch, sich mit Wasser nass zu spritzen und mit Mehl zu bewerfen.

Wir haben einen Abzweig verpasst und müssen einen Umweg fahren. Obwohl uns die Landschaft hier wirklich gut gefällt, ist es auf der kurvenreichen schlechten Straße anstrengend zu fahren. Das wird auch nicht besser, als wir auf eine asphaltierte Straße abbiegen. Wir übernachten abseits auf einer kleinen Wiese am Fluss.

Am Morgen geht es weiter, der Weg zieht sich endlos. Immer wieder Baustellen und Erdrutsche, die die frisch asphaltierte Straße halb verschütten, bevor sie richtig fertiggestellt ist. Irgendwann sehen wir eine Abkürzung nach Huaraz. Eigentlich ist uns schon als wir abbiegen klar, dass dieser Weg kürzer ist, aber bestimmt nicht schneller.

Die Piste ist steinig und wir überlegen, ob es nicht besser wäre umzukehren. Aber die Aussicht wechselt gefühlt nach jeder Kehre. Mal tut sich ein tiefgrünes Tal auf, der Kontrast zu den dunklen Wolken ist der Hammer.

Dann tun sich tiefe Abgründe auf und als der Landy auf der unwegsamen, löchrigen Piste so dicht am Abgrund ins Wanken kommt, würde ich, wenn ich nicht wüsste wie sicher Gert seinen Landy steuert, aussteigen.

Der Weg führt unterhalb eines Gletschers entlang. Hier fließt das klare Schmelzwasser des Gletschers in Bächen vom Berg und wir füllen unsere Wasserkanister. Das ist, da wir mittlerweile auf 4800 m Höhe sind, richtig anstrengend.

Kurz darauf versperren große Felsen den Weg. Zuerst sieht es aus als wäre hier Schluss, aber der Landy passt gerade – da passt kein Blatt mehr dazwischen – durch.

Unterhalb der Straße stehen strohgedeckte Hütten, vor einer parkt ein Auto und vor der anderen steht das Moped, das uns vor kurzem überholt hat. Da wohnen die Hirten dieser Alpakaherde.

Dann haben wir den Pass erreicht und fahren in ein Tal. Den Abstecher zum Nevado Pastouri Gletscher sparen wir uns. Er ist eh so gut wie geschmolzen.

Es ist schon spät und da wir nicht in dieser Höhe übernachten wollen, müssen wir uns beeilen, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Hier hilft uns wieder der IOverlander. Er verspricht einen Platz mit Aussicht an einer Lagune in knapp 20 km.

Hier gefällt es uns so gut, dass wir zwei Tage bleiben.

In Huaraz kaufen wir ein und schauen uns das Karnevalsspektakel an. Das ist ziemlich langweilig und wir machen uns zügig auf den Weg Richtung Cañon del Pato, die Entenschlucht.

Aber vorher ist da noch die Laguna Parón. Ein Gletschersee auf 4140 m Höhe, umgeben von mehreren 5 und 6 Tausendern. Die Entfernung vom Dorf Parón bis zur Lagune ist 9 km und überwindet 1000 Höhenmeter. Über Haarnadelkurven können wir bis 1 km vor die Lagune fahren, dann ist die Straße plötzlich weg. Ein riesiges Stück Berg ist abgerutscht. Über dieses Geröllfeld zu kraxeln kostet mich Überwindung. Das geht ganz schön steil runter.

Auf dem Weg zurück nehmen wir ein junges Pärchen aus Lima mit. Die sind hier gestern 10 Stunden hoch gewandert und haben mit spärlicher Ausrüstung eine kalte Nacht am See verbracht.

20 km weiter Richtung Norden beginnt dann der Cañon del Pato. Die Landschaft verändert sich von grünen Bergwiesen in eine schroffe Bergwelt.

Auf der Strecke entlang der wilden Wasser des Rio Santa fährt man durch gefühlt 50 Naturtunnel. Wir haben mit unserem Landy kein Problem hier zu fahren, aber für die Reisebusse und die riesigen Fahrzeuge der vielen Minen am Weg ist das Zentimeterarbeit. Wir lassen uns Zeit, genießen die Aussichten und nach zwei Übernachtungen im Cañon haben wir genug von kurvigen, staubigen Straßen durch die Berge.

Wir fahren ans Meer.

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