Panamá III
Panamá III

Panamá III

Nach unserem Unfall auf der Interamericana setzen wir uns mit der Versicherung in Verbindung. Wir können vor dem Gerichtstermin gar nichts tun.

Mit meiner Therapie war ich mir nicht mehr sicher, ob sie richtig ist. Statt besser werden die Schmerzen heftiger, deshalb hab ich die Behandlung abgebrochen. Eine Idee war noch eine Spritze an den Schmerzpunkt. Die kostet hier fast 4000 Dollar und meine Krankenversicherung zahlt nix.

Auf dem Zettel, den uns der Polizist am Unfallort gegeben hat, können wir nicht lesen, wo der Gerichtstermin stattfindet. Ich rufe die deutsche Botschaft an und eine sehr hilfsbereite Mitarbeiterin entziffert uns den Zettel. Der Termin ist erst in zwei Wochen.

Wir müssen uns die Zeit hier noch ein bißchen vertreiben.

Was wir uns unbedingt hier in Panamá City noch ansehen möchten, ist das Biomuseum.

Gebaut hat das der Architekt Frank Gehry, der unter anderem auch das Guggenheim Museum in Bilbao entworfen hat. Mir gefällt dieser Bau sehr. Schön bunt, passend zum Thema.

In der Ausstellung geht es um die Entstehung der Landenge von Panamá, die erdgeschichtlich noch nicht so alt ist, und ihre Auswirkungen. Wie z.B. die Wanderung der Tiere zwischen den Kontinenten. Das Lama, so typisch für Patagonien, kommt ursprünglich aus Nordamerika.

Ein weiteres Thema ist die Besiedlung durch den Menschen. Als es um die Ankunft der Spanier geht, übersetzt mir Google die Infotafel so:

DER ISTHMUS UND SEINE NEUEN BEWOHNER

Ab 1492 erlebte der amerikanische Kontinent eine neue Migrationswelle. Die in dieser Region lebenden Gesellschaften wurden Zeugen der Ankunft spanischer Entdecker, die auf der Suche nach einem neuen Seeweg nach Asien auf einen dicht besiedelten Kontinent stießen, den sie zu besiedeln und dessen natürliche Ressourcen auszubeuten begannen.

Diese Begegnung veränderte den Lebensstil der Ureinwohner radikal und führte aufgrund der Einführung neuer Krankheiten, Zusammenstößen mit europäischen Invasoren, Zwangsarbeit und anderen Faktoren zu einem drastischen Rückgang ihrer Bevölkerung.

In einer anderen Ausstellung werden die Unterschiede von Pazifik und Atlantik verdeutlicht. Zwei große Aquarien zeigen die jeweiligen Unterwasserbewohner.

Dann ist auch Zeit, zurück zu fahren.

Wir sind in der Stadt mit Marcel und Erika zum Kaffee verabredet.

Und weil es so schön ist, gehen wir am Abend gemeinsam essen. Ein richtig schöner Tag. Das hat gut getan. Dankeschön euch Beiden.

Das ist Fort Clayton, die ehemalige Militärbasis der USA. Jedes mal, wenn wir hier vorbei fahren, denke ich, diese Gebäude aus irgendeinem alten Film zu kennen. Heute ist es die Ciudad del Saber, die Stadt des Wissens, eine Stiftung. Der Sitz von über 200 Organisationen aus Wissenschaft, Forschung, Kunst und Soziales.

Am Wochenende ist Karneval und der wird in Panama nicht mit Kostümen und Umzügen gefeiert. Die Hauptstraße am Meer ist gesperrt und eine riesige Bühne aufgebaut. Das wird laut und noch voller.

Wir verlassen die Stadt Richtung Darién im Westen des Landes.

Vorher fahren wir bei einer Werkstatt vorbei, um einen Kostenvoranschlag für die Reparatur am Auto machen zu lassen.  Circa 400 Dollar, der US Dollar ist hier Landeswährung, rechnet Filipe aus. Wir hatten mit wesentlich mehr gerechnet.

Jetzt aber weg aus dem Stadtgetümmel.

Wir finden einen Platz an diesem riesigen Mangobaum mit Blick über den Stausee Bayan.

Der Kleine ist neugierig.

Zum Wochenende füllt sich der Platz mit weiteren einheimischen Karnevalflüchtern. Wir lassen hier einfach mal die Seele baumeln, baden und halten ab und zu ein kurzes Schwätzchen.

In der Strasse zu unserem Apartment schmückt dieses Bild eine Hauswand. Die Revolution der Dule.

Das wehrhafte Volk der Guna hat ihre Unabhängigkeit erfolgreich gegen die Spanier und andere Kolonialmächte erkämpft. Panamas Regierung widersetzten sie sich erfolgreich im Jahr 1925 in einem Aufstand, der Dule Revolution.

Heute leben 32 000 von ihnen in Guna Yala. Dieses Gebiet an der Nordküste Panamas inclusive dem Archipel der San Blas Inseln verwalten sie autonom. Sie leben von dem Verkauf Ihrer Handarbeiten und vom Tourismus auf den San Blas Inseln.

Das Gebiet liegt fast auf unserem Weg und ist uns einen Abstecher wert. Außerdem soll hier der letzte Primärregenwald des Landes stehen.

An einer Kontrollstation klären zwei Guna Frauen erstmal, ob unser Landy 4×4 Antrieb hat, nur damit dürfen wir weiterfahren. Dann zahlen wir jeder 25 Dollar Eintritt. Die zahlen wir gerne, wenn es denn hilft, ihnen ihre Autonomie zu erhalten.

Keine Ahnung, warum hier nur 4×4 Fahrzeuge fahren dürfen. Die Straße geht zwar wie in einer Achterbahn in vielen Kurven über Berg und Tal, ist aber bis zum Ende im Hafen Carti geteert.

Im Hafen ist wirklich nur Verladestation auf die Boote zu den Inseln. Von den 365 Inseln des Archipels sind 50 bewohnt. Komfortable Hotels findet man da nicht. Die Gäste wohnen in einfachen Holzhütten oder sind in den Häusern der Bewohner untergebracht. Ab und zu legt ein Kreuzfahrtschiff an. Der Gewinn geht in die Gemeinschaftskasse. 

Wir hatten gehofft, uns das Treiben von einem Restaurant aus ansehen zu können, aber es gibt keins.

Dieses Schild ist zum Gedenken an 100 Jahre Unabhängigkeit. Das Hakenkreuz löst bei mir direkt Beklemmungen aus. Dieses ist nach links offen und stellt eine Krabbe dar, die im Glauben der Guna eine wichtige Rolle spielt.

Wir kehren um, auf dem Weg hierher war uns ein schöner Übernachtungsplatz aufgefallen. Den steuern wir an.

Kurz vor Ortsende biegt eine zweispurige Straße rechts ab. Die ist in keiner unserer Karten eingetragen. Wir gucken, wohin die führt und landen hier.

Die Bewohner der Inseln sind die ersten Flüchtlinge des Klimawandels. Die meisten Inseln im San Blas Archipel liegen etwa einen halben bis einen Meter über dem Meeresspiegel. Der steigt aber bekanntlich und deshalb wurde die erste Insel mit 1000 Bewohnern 2024 hierher evakuiert.

Wir hatten davon gelesen. Dieses Dorf  mit eigenen Augen zu sehen, macht traurig. Die Fertighäuser aus Plastik und die Bewohner in ihrer bunten Kleidung, das wirkt so surreal, fast wie eine Fotomontage.

Einzig das Dorfgemeinschaftshaus wirkt hier nicht fehl am Platz.

Hier gibt es einen Beitrag des ZDF zum Thema und hier einen Beitrag aus dem Stern.

Hier ein Artikel von BBC News Mundo. Der ist auf spanisch

Dieser Ort mit Aussicht aufs Meer und die Inseln kommt auch auf unsere Favoritenliste. Von Abends 19 Uhr bis morgens um 7 ist der Park gesperrt. Da fährt kein Auto mehr. Es sind nur noch die Geräusche des Dschungels zu hören und vom Meer leuchten die Lichter der Inseln. Dieses gefühlte Alleinsein in der Natur, dass wir in diesen Dimensionen erst in Südamerika kennengelernt haben, hat uns so gefehlt.

Auf dem Weg zu ihrem Schlafbaum kommen diese zwei Gesellen vorbei.

So ruhig wie in dieser Nacht hab ich lange nicht geschlafen.  Morgens um halb sieben startet eine endlose Karavane von 4×4 Fahrzeugen mit Gästen, die eine Tour zu den Inseln gebucht haben.

Wir genießen den Ausblick, frühstücken gemütlich und machen uns auf den Weg, zurück in die Stadt.

Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschieden, nicht auf die Verhandlung zu warten, nehmen die Reparatur des Landy’s auf unsere Kappe und wenn das Auto heil ist, geht die Reise weiter.

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