Letzte Runde Ecuador mit Offroad Zugabe – Las Lajas – Mindo – Quitsa To –
Letzte Runde Ecuador mit Offroad Zugabe – Las Lajas – Mindo – Quitsa To –

Letzte Runde Ecuador mit Offroad Zugabe – Las Lajas – Mindo – Quitsa To –

Mit etwas Schwierigkeiten starten wir zum dritten Teil unserer Südamerika-Reise.

Nachdem die Bedürfnisse unserer Diva befriedigt sind, wird Gert krank.

Es dauert eine Woche, bis er sich fit genug fühlt, um Richtung Grenze Kolumbien zu fahren, damit wir dort unser TIP ( Temporary Vehicle Importation Permit), das offizielle Einreisedokument für unseren Landy, zu erneuern.

Dazu reisen wir in Kolumbien ein. Das Prozedere an der DIAN, wie der Zoll hier heißt, bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Mit dem Handy müssen wir einen QR Code scannen und dann alle möglichen Daten zu Fahrer und Auto – u.a. auch die Motornummer – online eintragen. Da das ecuadorianische Netz hier nicht sehr stabil ist, bricht mehrmals kurz bevor wir fertig sind, die Verbindung ab und wir fangen von vorne an. Am Ende noch Fotos vom Auto, Fahrer, Chassis-Nummer, Führerschein als PDF …. wie ging das nochmal ?🤔

Wir sind locker 2 Stunden beschäftigt. Dann bekommen wir per Mail eine Registrierungsnummer und jetzt tippt der endlich aktiv werdende Beamte den ganzen Mist noch einmal im Geiersuchtempo in seinen Computer.

Bis wir auf unserem Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz der Seilbahn in Las Lajas sind, ist es fast dunkel.

Am Morgen schweben wir mit einer Gondel über die Schlucht des Rio Guáitara. In dem kleinen Ort nur 10 km hinter der Grenze steht die Kathedrale Santuario de las Lajas. Eine Wallfahrtskirche, total abgelegen, ganz idyllisch in einer Schlucht liegt diese im neogotischen Stil gebaute Kirche. Hätte mir jemand ein Foto gezeigt und mich raten lassen, wo die Kirche steht, hätte ich eher auf England getippt, wäre aber niemals auf Kolumbien gekommen.

Auf einer 50 Meter hohen Brücke, die beide Seiten der Schlucht verbindet, steht die katholische Kirche, die zu Ehren der Heiligen von las Lajas errichtet wurde. Sie gehört zu den beliebtesten Pilgerstätten in Kolumbien. Als wir ankommen, ist grad Gottesdienst. Obwohl ich überhaupt nicht gläubig bin, gefällt mir die Stimmung in den südamerikanischen Kirchen. Es ist sehr locker ein Kommen und Gehen oft junger Gläubiger, die sich betend in die Bänke knien, dazwischen liegen schlafend einige Hunde .

Auf den Tafeln bedanken sich Gläubige für die Hilfe der Heiligen von Las Lajas.

In einer Nische zünden um Heilung Bittende ihre Kerzen an.

In Ipales gönnt sich Gert noch ein lecker gebratenes Schweinchen

Und wir kehren nach Ecuador zurück, völlig einfach und ohne Nerv.

In Tulcan hat sich schon vor vielen Jahren ein künstlerisch begabter Friedhofsgärtner an den Tujahecken verewigt. Das gefällt bis heute und macht diesen Friedhof zu den Meistbesuchten im Land.

Am nächsten Morgen starten wir zu unserer ersten Offroad Strecke auf dieser Reise.

Der Landyfahrer ist voller Vorfreude und ich bin mal gespannt. Es hat sehr geregnet in den letzten Tagen und auch heute ziehen dunkle Wolken auf.

Die Strecke steht als besonderes landschaftliches Highlight im Reiseführer. Von Tulcan nach El Angel etwa 35 Kilometer.

Der Autor des Reiseführers hat nicht zuviel versprochen. Schön ist es aber; ich frage mich, wann hier das letzte Mal ein Auto gefahren ist. Mannshohes Schilf wächst von den Seiten und lässt den Weg immer schmaler werden. Wir fahren durch tiefe Pfützen und stellenweise ist der Weg unterspült.

Hier kehren wir um. Mit Sandblechen und in Zeitlupe hätte mein Landyfahrer auch mit der schweren Kabine diese Passage sicher bewältigen können. Wir wissen aber überhaupt nicht, was auf den vor uns liegenden 21 km noch auf uns wartet.

Das Wendemanöver auf dem matschigen Weg, der mal grad so breit ist wie unser Fahrzeug und dann so dicht am Abgrund, lässt meinen Adrenalinspiegel steil ansteigen. Aber er kann es halt, mein liebster Landyfahrer.

Zurück auf festen Wegen machen wir erstmal Mittagspause.

Eigentlich wollten wir anschließend nach Mindo in den Nebelwald, aber ich fühle mich krank. Das wird dann auch ne Grippe oder Corona – was immer es auch war – mir ging ’s überhaupt nicht gut.

So war die Entscheidung, zur Finca Sommerwind zu fahren, genau richtig.

Nach einer Woche kommen Klaus und Luise. Wir hatten uns in Peru kennengelernt und konnten uns hier verabreden. Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat. Die Tage vergehen wie im Flug, es gibt viel zu erzählen.

Weihnachten wird auf der Finca Sommerwind ganz traditionell mit Hans, seiner Familie und allen Gästen des Platzes gefeiert.

Danach wird’s aber auch höchste Zeit, die Finca zu verlassen.

Die Strecke Richtung Mindo ist schön. Die Berge sind dicht bewachsen mit hohen Bäumen, Baumfarn, Bromelien und vielen anderen
Pflanzen , die mir unbekannt sind.

Wir campieren auf einer kleinen Finca, Mindo Lindo. Die deutsche Besitzerin ist nicht da, aber ihr Mann heißt uns willkommen. Die Beiden haben sich hier ein Paradies gebaut. Die Holzhäuser sehen gemütlich aus und ich hab Spaß, von der Terrasse die vielen Kolibris zu beobachten. Nur an der Futterstation ist es möglich, ein einigermaßen gutes Foto zu machen. Diese emsigen kleinen Vögel, deren Fluggeräusche an Insekten erinnern, sind die einzigen Vögel, die rückwärts fliegen können. Mit ihrer erstaunlich langen Zunge trinken sie Nektar aus den Blüten,(hier aus der mit Zuckerwasser gefüllten Futterstation). An ihrem Kopf bleiben Pollen kleben, die sie dann weitertragen. Sie sind neben den Insekten die wichtigsten Bestäuber der Blumen.

Gert entdeckt den Wald auf einem schön angelegten Wanderweg. Mich plagt immer noch mein Rücken, deshalb bleibe hier und genieße die kunterbunten Kolibris.

Wir wollen jetzt weiter Richtung Norden, aber nicht ohne am geografischen Äquator gewesen zu sein.

Das Wetter lädt nicht zu Ausflügen ein. Immer wieder gibt es kräftige Regenschauer. So sind wir auch die einzigen Besucher. Wir hatten ähnlich wie am Mitad del Mundo mit jeder Menge Touristenunterhaltung gerechnet. Das Konzept dieser Anlage ist eine sehr anschaulich gestaltete Information. Mit der Sonnenuhr im Zentrum, dem Museum mit einer schönen Ausstellung.

Quitsa to bedeutet die Mitte der Erde und kommt aus der Sprache der Tsachilas, einem Volk, das im ecuadorianischen Küstentiefland lebte.

Die Sonnenuhr ist aus einem im Durchmesser 54 Meter großen Kreis mit einem Mosaik aus hellen und dunklen Flusssteinen, die mit ihren acht Zacken eine Windrose darstellen, angelegt. In der Mitte steht senkrecht eine 10 Meter hohe orange Säule, die mit ihrem Schatten, wenn dann die Sonne scheint, die Uhrzeit, Monate aber auch die Sonnenwenden am 21.März und am 23 September darstellt.

Hier ein Infrarot-Satellitenbild der Sonnenuhr, wahrzunehmen aufgrund der hellen und dunklen Steine, die die Wärme der Sonne unterschiedlich speichern.

Schön angelegt schließt sich ein Garten mit verschieden Agavenarten an. Im Hintergrund, leider Aufgrund tiefhängender Wolken nicht zu sehen, der Gipfel des schneebedeckten Vulkan Cayampe, der die weltweit höchste Erhebung auf dem Äquator ist.

Im Museum am Ausgang sehen wir die Weltkugel nicht in Nord – Süd, sondern so:

Der Ticketverkäufer, und gleichzeitig auch Führer, erklärt uns, dass der Globus, wie wir ihn kennen, die Welt ungleich in Nord und Süd aufteilt.

Mit dem Äquator in senkrechter Linie, so sei ja schließlich auch die Rotation der Erde, ist dies die genauere Darstellung.

Die Anlage ist ein selbstverwaltetes Projekt, das ausschließlich aus den Einnahmen des Museums finanziert wird und das astronomische Forschung ermöglicht, aber auch kulturelle Forschung betreibt.

In der Nähe gibt es  Bauwerke des Volkes, das hier vor der Eroberung durch die Inkas gelebt hat. Sie waren astrologisch so fortschrittlich, dass sie als Anhänger des Sonnenkultes ihre religiösen Bauwerke ziemlich genau auf der mit GPS nachgemessen Äquatorlinie erbaut haben.

Ein wichtiges Ziel ist es, den Ecuadorianern ihre lange vergessene, alte Kultur wieder näher zu bringen.

Der Besuch hier hat sich sehr gelohnt.

In unserer App wird ganz in der Nähe ein Übernachtungsplatz an einer Therme angezeigt.

Als wir ankommen, ist das Bad schon geschlossen. Bei den auf dem Plakat angegebenen Öffnungszeiten denken wir, das ist ein Schreibfehler.

Hallo? Wer geht denn um 4 Uhr morgens in die Therme?, da ist es noch dunkel!

Pustekuchen! Morgens um Punkt Vier werden wir geweckt von fröhlichen Stimmen. Da parkt ein ganzer Pulk Autos neben uns. Mit Kind und Kegel gehen die mitten in der Nacht schwimmen. Wir können’s kaum glauben.

An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken, Trubel ist angesagt.

Um halb sechs lockt auch uns ein warmes Bad. Da ist es proppevoll in den Schwimmecken. Das Wasser hat eigentlich nicht Gert’s Badetemperatur, aber er hält tapfer durch.

Und nach einem gemütlichen Frühstück in unserem Landy machen wir uns über Cayampe durch die Berge auf den Weg nach Kolumbien.

Schnappschuss mit Spiegelbild

Die Gegend scheint sehr fruchtbar zu sein. Es gibt große Weiden und überall Gewächshäuser, mal einzelne wie hier, aber einige erinnern mit ihren Ausmaßen stark an Spaniens Süden. Ich luke mal rein, weil mich interessiert, was hier angebaut wird.

Rosen🌹- prächtige Blüten und makellose dunkelgrüne Blätter. Wer einen Garten hat weiß, das das ohne Chemieeinsatz nicht geht.

Ist halt mein Thema und als Beifahrer hab ich Zeit zu recherchieren.

Durch das günstige Klima blühen Rosen in Ecuador das ganze Jahr, ihre Stiele sind länger und die Blüten größer als andere auf dem Markt.

Das Land gehört zu den größten Exporteuren von Schnittblumen auf der Welt. Die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter in den Gewächshäusern sind schlecht. Zwölf Stunden und mehr am Tag sind sie ohne Schutzkleidung den nachgewiesen auch neurotoxischen Spritzmitteln ausgesetzt. Der Verdienst ist, verglichen mit dem Durchschnittsverdienst im Land, schlecht. Da der Markt für fair produzierte Waren wächst, haben viele Betriebe reagiert und schließen sich zu Fairtraide-Genossenschaften zusammen. Hier kommt etwas weniger Chemie zum Einsatz, aber die Arbeitsbedingungen sind oft nicht besser.

Eine amerikanische Studie hat nachgewiesen, dass die überdurchschnittlich vielen depressiven Erkrankungen von Jugendlichen in dieser Rosenanbauregion durch die in die Umwelt gelangten Gifte verursacht werden.

Ich bekomme gerne Blumen geschenkt und Rosen mag ich besonders, aber vielleicht sollten wir an den Preis denken, den diese Menschen dafür zahlen, wenn wir nächstes mal im Geschäft stehen.

Am Nachmittag verlassen wir Ecuador. Ein wirklich sehenswertes Land. Ein grünes, abwechslungsreiches Land mit grandioser Natur. Die Reise auf die Galapagos Inseln war einmalig.

Die Dimensionen sind auch nicht die der südlichen Länder. Vom Amazonasgebiet über die Anden kann man an einem Tag ans Meer fahren.

Als wir im Februar 2023 einreisten, herrschte Ausnahmezustand im Land. Nach den Informationen, die wir aus verschiedenen Quellen hatten, haben wir das Risiko, hier zu reisen, als gering eingeschätzt. Wir haben in den Monaten niemals eine Situation erlebt, in der wir uns bedroht fühlten. Haben aber Gebiete oder Stadtteile, die als gefährlich eingeschätzt wurden, gemieden. Mit dieser Umsicht ist Ecuador als Reiseziel absolut zu empfehlen.

Wir freuen uns jetzt auf Kolumbien. Hier waren wir vor vier Jahren und so begeistert von Land und Leuten, dass in den Monaten nach der Reise der Wunsch wuchs, mit unserem eigenen Auto diesen Kontinent zu bereisen.

Welch ein Glück, wenn Träume in Erfüllung gehen.

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