Kolumbien ist auf unserer Reise das letzte Land auf dem südamerikanischen Kontinent. Wir freuen uns, hierher zurückzukehren. Das Land mit seiner Vielfalt und seinen Bewohnern haben uns schon auf unserer Reise vor 4 Jahren begeistert. Die Kreativität, eine Aufbruchstimmung und der Wunsch nach Frieden, war auch für uns, die wir der spanischen Sprache nicht mächtig waren, spürbar.
Nach langen Verhandlungen haben 2016 die FARC-Rebellen, eine Gruppe, die einst gegen Staatsterror und Unterdrückung in den Kampf zog, dann aber zunehmend ins Verbrechen abgerutscht ist, ihre Waffen abgegeben und einen Friedensvertrag mit der Regierung geschlossen. Der Präsident hat dafür den Friedensnobelpreis erhalten.
Natürlich ist auch heute im Land nicht alles gut. Noch immer existiert Gewalt, es gibt große soziale und politische Probleme. Weiterhin ziehen in einigen Gebieten versprengte Paramilitärs und Guerillagruppen durchs Land. Nachdem die Entführung von ausländischen Touristen bis Anfang 2000 eine lukrative Einnahmequelle war, haben sie ihre Aktivitäten ins Drogengeschäft verlegt.
Als Tourist ist das Land heute relativ sicher zu bereisen.
Für uns, die wir mit dem Landy gern offroad mal quer fahren, ist halt wichtig, uns über die aktuelle Sicherheitslage vor Ort zu informieren.
Kolumbien ist drei mal größer als Deutschland, hat etwa 52 Millionen Einwohner und ist nach Brasilien das bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Nachbarländer sind Ecuador, Peru, Brasilien, Venezuela und Panama. Es grenzt im Westen an den Pazifik und im Norden an das karibische Meer. Im Westen wird die Landschaft von den Anden dominiert, im Südosten liegt fast ausschließlich von Regenwald bedeckt die Ebene des Amazonasgebiet. Es gibt Wüste und die Küstenebenen. Kolumbien ist vom Klima und den Kulturen vielfältig.
Unsere geplante Reiseroute
Die Einreise mit dem Auto nach Kolumbien kostet Nerven. Wir müssen tatsächlich beim Grenzübertritt wieder diese Onlineregistrierung des Landys machen. Nachdem das wieder wegen schlechter Netzverbindung nicht funktioniert, loggt uns der Grenzbeamte in einem der 3, anscheinend dafür gedachten, Computer ein. Wie einfach ist das denn?
In Ipales kaufen wir die SOAT, diese KFZ-Versicherung ist hier Pflicht. Man kann sie aber nach 16 Uhr und am Wochenende nicht mehr abschließen. Die Registrierung geht auch nur mit Passnummer; aber nur ohne Buchstaben, die nimmt das System nicht.
Unsere Pässe haben aber nun mal Nummern mit Ziffern und Buchstaben.
Jetzt wär bei uns in Deutschland Schluss.
Aber wir haben ja gelernt, dass es auf diesem Kontinent immer ganz einfache Lösungen gibt.
- Im Personalausweis steht Mitte rechts eine Nummer – das ist mein Favorit
- Nur die Zahlen aus der Passnummer verwenden
- Einfach das Geburtsdatum ohne Punkte nehmen
Da gibt’s bestimmt noch viele andere Möglichkeiten, der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.
Jetzt noch Geld holen. Dazu mussten wir mehrere Banken anfahren, weil die Geldautomaten einfach leer waren. Dann noch eine Sim-Karte und wir starten weiter gen Norden.
Wir haben jetzt einen festen Termin für die Verschiffung nach Panama. Über eine WhatsApp-Gruppe haben wir Kontakt zu Sofia und Damian, die für Anfang Februar Container-Buddies gesucht haben. Das heißt, wir müssen Ende Januar in Cartagena sein.
Das ist in drei Wochen. Wären wir nicht schon einmal kreuz und quer durchs Land gereist, wäre uns die Zeit zu kurz.
Auf dem Weg zur kolumbianischen Todesstrasse, dem Trampolin de la Muerte, ist unser erster Stopp die Laguna de la Cocha. Sie ist der zweitgrößte natürliche See Kolumbiens. Durch die großen Sumpfgebiete um den See ist er ein wichtiger Wasserspeicher. Die kleine Insel im See gilt der indigenen Gemeinschaft der Quillacingas als heilige Stätte.
In der Nähe des Ortes La Puebla betreiben sie ein Restaurant, in dem traditionelle Speisen auf offenem Feuer zubereitet werden.
Das Restaurant ist wie alle anderen eine Bretterbude ….

…aber was wir hier serviert bekommen, ist appetitlich angerichtet und schmeckt köstlich 😋



Für die Nacht bleiben wir auf einer kleinen Finca.

Hier übernachten wir in diesem wunderschön angelegten Garten. Hier wächst Gemüse und Obst und in einem Holzschuppen quieken Meerschweinchen.
Am Grundstück vorbei führt ein Wanderweg zu einem Wasserfall. Den zu erkunden lockt uns sehr, aber ich habe Rückenschmerzen und muss passen.
Am Morgen fahren wir ans Ufer der Lagune.

La Puebla hat hübsche Holzhäuser an Kanälen gelegen und zieht viele Touristen an. In dem kleinen Hafen legen die Boote ab zu Touren über den See und auf die Insel.
Wir entdecken ein gemütliches Café, in dem frisch gebackener Kuchen angeboten wird und können da nicht widerstehen.

Dann müssen wir uns aber sputen, denn wir wollen heute noch die 78 Kilometer auf dem Trampolin de la Muerte, der kolumbianischen Todesstrasse die Anden, überqueren. Die in den Fels gehauene einspurige Straße führt über bis zu 3000 m hohe Pässe ins Tiefland nach Mocoa.





Die Strecke ist landschaftlich wunderschön, aber die vielen Kurven und entgegenkommenden LKW’s lassen nicht viel Zeit zum Gucken.

Enge Passagen zwingen immer wieder zum Ausweichen oder Zurücksetzen. Das ist auf so viel Kilometern anstrengend und dauert. In den Reiseführern wird die Fahrtzeit mit 3 bis 6 Stunden angegeben. Wir brauchen 6 und sind auch zu spät losgefahren, aber wir hatten gehofft, auf der Strecke einen Platz mit Aussicht für die Nacht zu finden. Irgendwie ist keiner dabei, der sich für uns sicher anfühlt. So passiert dann, was wir eigentlich immer vermeiden: Wir kommen erst nach Sonnenuntergang in Mocoa an.
Es ist stockdunkel, als wir wieder in bewohnte Gebiete kommen und uns über asphaltierte Straßen freuen. Aber die Freude währt nur kurz. Auf dieser Seite der Anden sind anscheinend mehr Motorräder als Autos unterwegs. Sie sind wie Mosquitos, kommen von überall teils ohne Licht oder wenn Licht, dann blendend. Die überholen rechts, links, flutschen gerne nochmal so durch oder kommen uns auf unserer Fahrbahn entgegen. Gert ist fix und fertig, als wir endlich unseren Campingplatz erreichen.
Waren die Abende bisher ziemlich kühl, so ist es auf dieser Seite der Anden tropisch warm.
Am nächsten Tag, es ist noch ein Tag bis Silvester, wollen wir bis San Augustin fahren. Wir sehen immer wieder Pappmachee-Figuren an den Verkaufsständen. Da kaufe ich eine und frage, was sie bedeuten.
Die Figuren, vor vielen Häusern habe ich lebensgroße Puppen gesehen, verkörpern das año viejo, das alte Jahr. Sie werden mit Feuerwerkskörpern und kleinen Geschenken gefüllt und um Mitternacht angezündet. Das Verbrennen des año viejos symbolisiert nicht nur das Ende des alten Jahres, sondern auch den Beginn eines neuen Abschnitts voller Hoffnung, neuer Möglichkeiten und positiver Veränderungen.

Kurz vor San Augustin begegnen wir diesen Weißgesichtern.


Es ist hier Brauch, sich zu Silvester mit Mehl und Schaum aus riesigen Spraydosen zu bewerfen. Für die Haftung wird man von am Straßenrand stehenden Kindern mit Wasser bespritzt. Die haben alle einen riesigen Spaß.
Na ja, fast alle 😉

Wir finden das ziemlich lustig, schließen aber die Fenster, weil wir nicht wirklich scharf sind auf ne Ladung Wasser oder Mehl im Auto. In San Augustin ist die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt. In einer weißen Wolke sieht man nur schemenhaft die Menschenmenge.
Wir campieren auf einer Lodge etwas außerhalb des Ortes. Hier haben wir vor 4 Jahren Peter und Ursi kennengelernt.
Wir hatten vor, zum Jahreswechsel in die Stadt zu gehen, um uns das Verbrennen der Puppen anzusehen, sind dann aber müde und verschlafen den Jahreswechsel. Unsere Puppe heben wir uns auf für das nächste Jahr.
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