Ins Pantanal
Ins Pantanal

Ins Pantanal

Nach den Wasserfällen in Iguaçu steht das Pantanal als weiteres Highlight auf unserer Liste.

Pantanal ist das größte Binnenland Feuchtgebiet der Erde. Es ist halb so groß wie Deutschland und liegt im Südwesten Brasiliens, an der Grenze zu Bolivien und Paraguay. Aufgrund des geringen Gefälles dieser riesigen Ebene kann das Wasser der vielen Flüsse nicht abfließen. In den sechs Monaten der Regenzeit saugen die Sümpfe das Wasser auf wie ein Schwamm und bieten zahlreichen Tierenarten Schutz, unter anderem den Kaimanen ist deren Vorkommen nirgendwo auf der Welt so groß wie hier.

In Porto Jofre werden Bootstouren zur Jaguar Beobachtung angeboten. Da wollen wir hin. Ab Curumbá, hier treffen wir unsere Schweizer Freunde,  werden wir mit Pontonboot über den Rio Paraguay fahren. Von Foz de Iguacu haben wir runde 1000 Kilometer vor uns.

Die Fahrt führt uns auf der kompletten Strecke durch agrarindustriell genutztes Land.

Auf den ersten 300 km stinkt es permanent nach Schweine- und Hühnerstall und die Ställe haben eine Größe die jeden Massentierhalter aus Niedersachsen oder Brandenburg vor Neid erblassen lassen würde. Als wir in einem Supermarkt einkaufen, lädt uns der Besitzer zu einem Kaffee ein. Der wird hier stark wie Espresso, mit viel Zucker getrunken, lecker. Er erzählt uns von seinen deutschen Vorfahren die hier mit Schweinezucht ihren Lebensunterhalt verdient haben.

Irgendwann hört es auf zu stinken und wir durchqueren endlose Soja- und Zuckerrohrfelder. Soja wird als Viehfutter nach Europa exportiert. Um unseren Fleischhunger zu stillen werden für jeden Deutschen  in Brasilien 300 qm Soja angebaut.

Aus der Ernte des Zuckerrohrs wird Rohrzucker und Bioethanol hergestellt. Im gelben Kasten hab ich kurz zusammengefasst was ich im Netz über das Thema gefunden habe.

Brasilien ist weltweit der größte Exporteur von Zucker und steht bei der Herstellung von Biosprit, nach den USA, an zweiter Stelle. Die Fabriken fermentieren aus den Abfällen der Zuckerproduktion, Ethanol und Strom. Sie arbeiten nicht nur autark sondern können auch noch Strom ins Netz einspeisen. Um den Absatz von Ethanol im eigenen Land zu erhöhen, wurden Motoren entwickelt die wechselweise mit Benzin, Biosprit und mit reinem Alkohol fahren können. Biotreibstoff für Flugzeuge wurde entwickelt. Das hört sich erstmal gut an aber um den Hunger der Raffinerien zu stillen braucht es riesige Ackerflächen. Der Regenwald an der Atlantikküste ist fast komplett für Ackerland gerodet. Das Gesetz zum Schutz des Amazonasregenwaldes hat Bolsonaro als eine seiner ersten Amtshandlungen aufgelöst. Das wurde zwar vom neuen Präsidenten „Lula“ zurückgenommen aber es ist großflächig Regenwald gerodet. Ob das im Zusammenhang mit der großen Dürre im Amazonasgebiet und auch im Pantanal steht ist nicht bewiesen aber Umweltschützer vermuten es.

In einem Artikel lese ich das Brasilien weltweit Marktführer ist weil sie ihre Produkte zu unschlagbar günstigen Preisen anbieten können auf Kosten der Landarbeiter deren Löhne niedrig sind und weil die Anforderungen an den Umweltschutz gering sind . So spart man sich den Bau von Kläranlagen. Pestizidhersteller wie das Schweizer Unternehmen Syngenta und Bayer liefern ihre in Europa verbotenen Gifte nach Brasilien. Das Trinkwasser in dieser Region ist mit Giften belastet und auch wir bekommen DDT und Co mit dem Viehfutter als Bumerang zurück.

In Bonito machen wir einen 2 tägigen Stopp. Die Kleinstadt setzt auf Ökotourismus und hat einiges zu bieten. Der besonders kalkhaltige Boden filtert das Wasser, dadurch ist es glasklar und in den Flüssen kann man Fische beobachten wie in einem gut geputzten Aquarium. Es gibt ein großes Angebot an Touren z.B. zum Lago Azul oder eine l Höhlenbesichtigung. Wir entscheiden uns fürs Schnorcheln im Rio Sucuri. Bei 40 Grad im Schatten brauchen wir dringend Abkühlung.

Bei der Buchung der Tour war uns Caesar behilflich. Ihm gehört der Campingplatz Pena Jaca. Der ist sehr zu empfehlen, die Baños sind blitzsauber und zu Fuß sind es knappe 10 Minuten in die Stadt außerdem gibt es eine Waschmaschine und egal ob man ein Taxi braucht oder eine Busfahrkarte,die kann man in Brasilien nur mit einer CPF/einer Steuernummer kaufen, Caesar weiß Rat.


Bis Curumba haben wir noch 350 km. Hier campieren wir bei Ao, er ist unser Kontakt bei dem wir unsere Tickets fürs Boot gekauft haben. Mit seiner Mutter betreibt er ein Hotel mit Pool und Stellplatz. Vom Garten hat man einen wunderschönen Blick über das Pantanal aber dieses Anwesen hat seine besten Zeiten hinter sich. Ich bin heilfroh das wir unser Bett und Klo dabeihaben.

Wir treffen hier Evi und Gert, Holger und Ute und unsere Freunde Peter und Ursi sind auch schon da. Es gibt viel zu erzählen. Das gemütliche Beisammensein endet schlagartig sobald die Sonne untergegangen ist. Da versammeln sich sämtliche Mücken des Pantanal zum Angriff. Uns bleibt nur die Flucht in die Autos und das ist nach den 41 Grad die wir tagsüber haben überhaupt kein Vergnügen.

Dann kommt der Tag der Abfahrt. Wir sind alle etwas angespannt es gibt nämlich keine feste Auffahrrampe. Vom Ufer werden mehr oder weniger dicke Planken ans Boot gelegt über die unsere Autos an Bord fahren und es ist des Öfteren vorgekommen das diese Planken wegrutschen oder brechen.

In der größten Mittagshitze, Punkt 12 geleitet uns Ao, keine Ahnung ob das sein richtiger Name ist, in den Hafen. Während die Mannschaft noch am Beladen des Schiffes ist werden wir in einem Restaurant geparkt. Wir…sind neben uns noch Ute und Holger mit ihrem LKW, Peter und Ursi mit dem Hilux und Anette und Bernd mit einem Ford Ranger.

Die Wartezeit wird uns durch eine Mahlzeit und Karaokeeinlagen eines Gastes verkürzt. Peter hat wahrscheinlich Recht damit das eine Menge Mut dazu gehört mit dieser Stimme in der Öffentlichkeit zu singen.

Weit nach 16 Uhr fahren wir im Konvoi an die etwa 2 Kilometer entfernte Verladestelle.

Hier wurde Erde als Rampe aufgeschoben und uns war schon mulmig zumute als einer nach dem Anderen über die Planken an Bord fährt.

Das Pontonboot ist hier vom Süden des Pantanal das einzige Transportmittel für die Menschen am Rio Paraguay bis Porto Jofre. Alles was sie brauchen wird mit dem Boot geliefert. Mit uns werden Ziegen, Kühlschränke, Betten, Benzinfässer eben alles was für den Alltag gebraucht wird, an Bord verstaut. Mit uns sind noch andere Passagiere an Bord. Sie schlafen, wie die Mannschaft in Hängematten. In einer winzigen Kombüse bereitet Sandro die Mahlzeiten zu. Wir haben Vollpension gebucht. Um 19 Uhr soll das Schiff ablegen, darauf warten wir sehnsüchtig in der Hoffnung das uns der Fahrtwind ein wenig Abkühlung bringt.

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