Durch die Yungas zum Rio Beni
Durch die Yungas zum Rio Beni

Durch die Yungas zum Rio Beni

Wir sind in Copacabana am Titicaca See, nur wenige Kilometer vor der peruanischen Grenze. Die SOAT, eine Autoversicherung, die in Peru Pflicht ist, habe ich per WhatsApp abgeschlossen. Der Tipp von Ria war super. Ohne diese Versicherung darf man in Peru nicht fahren. An der Grenze gibt es aber keine Agentur, also hätten wir den Landy stehen lassen und mit dem Taxi 50 Kilometer in die nächste Stadt fahren müssen. Eigentlich ist alles bereit für die Einreise, aber irgendwie doch nicht.

Bei dem Gedanken, Bolivien zu verlassen, zupft es noch. Wir würden gerne ins Amazonasgebiet nach Rurrenabaque und von da Richtung Peru. Jetzt ist aber Regenzeit und in Rurrenabaque sollen große Buschbrände gewütet haben.

Wir brauchen Infos über den Zustand der Straßen und Frau Google findet eine WhatsApp-Gruppe von 4×4 Overlandern in Bolivien. Die frage ich auf spanisch mit dem Übersetzter, wie der Zustand der Piste nach Rurrenabaque ist. Die Antworten kommen prompt! 😀  Wieso Pisten? Ob ich nicht wüsste, dass Rurrenabaque im Amazonasgebiet liegt und es dort nicht schneit. OK… Das Übersetzten klappt nicht immer.

Die nächste Nachricht kommt von Fernando, ich soll ihn anrufen. Fernando organisiert 4×4 Reisen in Bolivien, kennt das bolivianische Amazonasgebiet gut. Und was noch besser ist: er spricht perfekt deutsch. Wir bekommen wertvolle Tipps und machen uns auf den Weg.

Erstmal zurück durch La Paz über den Cumbre Pass und dann machen wir einen schönen Umweg über den Camino del Muerte. Die Todesstraße war früher der einzige Weg aus den Yungas nach La Paz. Der komplette Verkehr samt Bussen und LKW’s führte über diese schmale Straße durch die Berge, vorbei an tiefen Abgründen. Jedes Jahr starben hier bis zu 300 Menschen bei Unfällen. Heute gibt es eine neue Straße und der Camino wird fast ausschließlich von Touristen befahren.

Wir dachten, nach der Ruta 25 gäbe es keine  Steigerung in Hinblick auf schöne Landschaft oder steilen Abgründe. Allein für diese wunderschöne Strecke hat sich der fast 2000 km lange „Umweg“, der noch vor uns liegt, gelohnt.

Als wir es uns an einem Platz mit Aussicht gemütlich gemacht haben, kommen Meli und David angefahren. Die beiden Schweizer hatten wir in Copacabana getroffen. Sie bereisen die Panamericana  mit ihren Motorrädern und sind vor einem Jahr in Kanada gestartet. Kurz darauf fährt Enora aus Deutschland, auch mit dem Motorrad, auf unseren Rastplatz. Die ist per Anhalter über den Atlantik, hat in Medellin ihren Führerschein gemacht, sich ein Motorrad gekauft und ist durch Venezuela und Brasilien hierher, um dann weiter Richtung Süden zu fahren.

Das sind schon manchmal seltsame Zufälle, da treffen wir fünf Menschen aus Europa uns hier in der fast menschenleeren Gegend. Schöner Abend war das mit wirklich interessanten Gesprächen. Hut ab vor diesen jungen Menschen, die auf abenteuerliche Weise die Welt entdecken.

Bis Rurrenabaque sind es noch knapp 500 km durch die Nord Yungas. Der Zustand der Straße ist sehr bescheiden, urplötzlich tun sich tiefe Löcher im Asphalt auf und dazwischen gibt es immer wieder lange Schotterpisten. Das und die vielen Lkws, die an den Bergen nur in Schrittgeschwindigkeit unterwegs sind und auch die zunehmende Hitze lassen die Fahrt anstrengend werden.

An einer ruhigen Straße finden wir einen Übernachtungsplatz

Gert genießt sein wohlverdientes Feierabendbier

Rurrenabaque liegt am Rio Beni. Das kleine Städtchen ist Ausgangspunkt für Touren in den Madidi Nationalpark. Er gehört, laut Reiseführer, zu den artenreichsten Nationalparks und wir buchen eine Dreitages-Tour bei Mashaquipe.

Am frühen Morgen geht es los, unser Guide Alex erwartet uns in der Agentur. Wir parken unseren Landy im Hof und steigen um ins Boot, das uns in 2 Stunden zu der im Park liegenden Ecolodge bringen soll. Bevor wir die Lodge erreichen, machen wir einen Zwischenstopp. Hier im Park gibt es viele kleine Ansiedlungen, in denen das Volk der Takama lebt. Alex kommt aus einem Dorf, das acht Bootsstunden von Rurrenabaque entfernt liegt. Wir machen einen kurzen Spaziergang zu einer Familie, die hier in der Nähe des Flusses wohnt. Sie bauen Gemüse an, Mango- und Papayabäume wachsen im Garten. Eine kleine Schar Hühner scharrt im Sand nach Futter. Alex erklärt uns, wie sie früher gelebt haben und wie sich ihr Leben in den letzten Jahren verändert hat. Sie haben elektrischen Strom, die Kinder gehen in die Schule und durch den Tourismus haben fast alle Arbeit. Das ist wichtig für den Erhalt der Natur, die im Park durch illegalen Anbau von Coca und durch Goldwäscher gefährdet ist.

Am Flussufer sind überall dichte Schwärme von Schmetterlingen.

Welch ein schönes Gefühl…eingehüllt in Wolken dieser Tiere, umgeben von leisen Flügelschlägen, die einen manchmal sanft streifen.

Die Lodge liegt wunderschön im Dschungel. Wir werden herzlich empfangen und super bekocht.

Auf unseren langen Wanderungen durch den Dschungel hören wir die Brüllaffen aus der Ferne. Leider sehen wir fast keine Tiere. Das liegt wahrscheinlich an der ungewöhnlichen Trockenheit, meint Alex. Es hat erst vor einer Woche angefangen zu regnen, die Bäume werden erst ganz zaghaft wieder grün. Die immer längere Trockenheit gehört auch zu den Veränderungen der letzten Jahre.

Unsere Erwartungen, hier viele Tiere zu sehen, wurden leider nicht erfüllt. Vielleicht waren sie einfach zu hoch? Trotzdem hat sich die Tour gelohnt. Wir haben viel gelernt und schöne Ausblicke genossen.

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