Manfred und Doris haben uns den Tipp gegeben, von Cochabamba über die Ruta 25 nach La Paz zu fahren. Das sind fast 500 km Piste durch die Berge. Schon die ersten Kilometer bieten schöne Ausblicke zurück auf Cochabamba.
Bald verdunkelt sich der Himmel, es zieht ein Gewitter auf. Ein fantastisches Schauspiel. Einen Übernachtungsplatz zu finden ist nicht einfach, das Tal ist eng. Wir campieren am Wegrand. Der Ausblick ist…ich wiederhole mich, seht selbst.
Hier scheint der Boden fruchtbar zu sein. Selbst in den steilsten Lagen sind Kartoffelfelder angelegt. Überall sieht man die Leute auf den Feldern arbeiten. Viele Gehöfte sind hoch am Berg und nur zu Fuß, über steile Pfade zu erreichen. Die Gesichter der Menschen hier sind gezeichnet von einem harten und entbehrungsreichen Leben in diesem rauhen Klima auf fast 4000 m Höhe.
Dann ändert sich die Vegetation, es wird trocken und felsig. Kakteen wachsen hier und braune Gräser. Äcker sehen wir jetzt keine mehr dafür viele Schaf- und Ziegenherden.
In der Bezirksstadt Villa de Impedenzia ist am Ortseingang ein Kontrollposten. Obwohl wir ihm das geforderte Bier nicht geben, öffnet er uns die Schranke zur Weiterfahrt. Die Stadt ist staubig. Nur um den Zentralplatz sind die Straßen gepflastert. Wir laden das Guthaben unserer Handys auf und kaufen Gemüse auf dem Markt.
Beim Weiterfahren verlangt die Diva Aufmerksamkeit, indem sie scheppernde Geräusche von sich gibt. Wir finden einen ebenen Platz auf einem Waldweg, Gert’s Diagnose….ein Kreuzgelenk der Kardanwelle ist kaputt, dafür haben wir ein Ersatzteil dabei und bis zum Abend ist der Landy kuriert.
In der Nacht hat es geregnet, die Piste lässt sich gut fahren aber durch das Wasser kommt es immer wieder zu kleinen Erdrutschen. So manches mal ist mir ziemlich mulmig, weil es als wir vorbeifahren, aussieht als wäre der Hang in Bewegung.
Nach einem Pass führen enge Serpentinen den Berg herunter und am Ende stehen wir vor einem Flussdelta. Da müssen wir durch, es führen auch Spuren ins Wasser aber wir sehen nicht wo sie am anderen Ufer heraus führen. Gert findet den Weg mit der Drohne.
Mit uns stehen noch zwei Motorradfahrer im Tal. Es sieht aus als suchen sie eine Furt weiter flussabwärts. Die zwei kommen kurz vorbei. Pasha und Nathascha ein junges Paar aus Moskau, sie haben sich in Buenos Aires Motorräder gekauft und entdecken damit diesen Kontinent. Pascha erzählt, er wird uns gleich den Weg frei sprengen. Wir halten das für einen Scherz aber kurz nachdem die Zwei wieder abgeschrauscht sind, erschüttert ein lauter Knall das Tal. Die spinnen die Russen 😉
Aber nett sind sie, wir suchen gemeinsam den Weg auf die andere Seite, dann fahren die Zwei zügig weiter, sie wollen heute noch bis La Paz.
Wir brauchen insgesamt sechs Tage bis La Paz. Manchmal wird uns der Weg lang aber dann verändert sich die Landschaft und wir kommen kaum voran weil wir ständig anhalten und uns nicht satt sehen an dem was uns die Natur an Ausblicken bietet.
Etwa 100 Kilometer vor La Paz beginnen die Yungas. Das Tal bildet den Übergang zwischen dem Andenhochland und dem Amazonasbecken. In Höhen zwischen 1200 und 1800 m wachsen viele Mangobäume, Citrusfrüchte, Kaffeesträucher und auf großen Flächen, Cocasträucher. Die werden hier legal angebaut. Das Kauen von Cocablättern gehört in Bolivien zur Tradition. Die Blätter werden mit Kalk zu einem Ball gekaut und in der Wange geparkt. Fast jeder hat hier eine dicke Backe und anfangs dachte ich die hätten Zahnschmerzen. Ich hab es probiert aber es schmeckt nicht und macht eine taube Backe. Die Wirkung ist mit Kaffee zu vergleichen. Es ist anregend, nimmt das Hunger- und Kältegefühl und hilft gegen die Höhenkrankheit. Die Mineros, Bergarbeiter, würden die Strapazen, in den Stollen, ohne Cacakauen gar nicht aushalten. Wenn wir hoch hinaus wollen, trinken wir den Mate de Coca regelmäßig. Er wirkt nicht berauschend und mach im Gegensatz zum Kokain nicht abhängig.
Zum Ende der Ruta 25 wird die Sicht durch den Nebel immer schlechter. Etwa 50 Kilometer fahren wir noch auf der Ruta 3 und nach dem 4670 La Cumbre Pass liegt in einem Talkessel La Paz vor uns