Die Nazca Linien aus der Luft
Die Nazca Linien aus der Luft

Die Nazca Linien aus der Luft

Auf unserem Camping in Nazca treffen wir vier andere Overlander. Holger und Ute reisen mit ihrem Unimog und Klaus und Luise mit ihrem Defender Namens Agathe.

Als ich vor zwölf Jahren Gert kennenlernte und das erste Mal Kontakt zu Menschen hatte, die mit Allrad reisen und ihren Autos Namen geben, fand ich das schon, gelinde gesagt, merkwürdig. Jetzt weiß ich, dass langes, gemeinsames Reisen Mensch und Maschine zusammenschweißt. Das Auto ist in erster Linie ein Vehikel zum Vorankommen, mit der Zeit lernt man seine Wehwehchen kennen. Er rußt und qualmt in großer Höhe, die dünne Luft macht ihm, genauso wie uns, zu schaffen. An steilen Passagen schaltet er einfach ab, wenn der Fahrer nicht genug Gas gibt und wenn er seinen Fahrer längere Zeit nicht im Blaumann unter sich liegen hat, fühlt er sich vernachlässigt und verweigert seinen Dienst, wie eine Diva. Aber wenn wir uns um sie kümmern, fährt sie mit uns durch dick und dünn.

Dann ist er unser Heim und in den letzten zwei Jahren haben wir in unserem Landy länger gewohnt als in der Mühle. Nur der Name Ajoo, der auf sardisch “ Auf geht `s “ als Aufmunterung zum Aufbruch, neugierig etwas neues entdecken bedeutet, kommt uns selten in den Sinn. Er ist halt eine Diva, wie Moni, unsere Nachbarin von der Mühle unnerhalb, schon lange behauptet.

Wir sechs Langzeitreisenden haben uns viel zu erzählen und das machen wir bei einem Pisco Sour an der Bar.

Hier auf dem Platz kann man bei Enrique Flüge buchen, um die Nazca Linien in ihrer ganzen Größe zu sehen. Mit Holger und Ute bekommen wir vor dem Abflug noch eine wirklich kurzweilige Schulstunde.

Enrique erzählt uns von der Entdeckung der Linien durch Piloten von Flugzeugen Anfang des 20. Jahrhunderts. Dann der erste Forscher aus Amerika, der zusammen mit einer Deutschen, Maria Reiche, die Linien studiert und wie Maria Reiche nach dem Ende des 2.Weltkrieges ihr Leben lang systematisch in die Wüste gescharrte Linien freilegt und kartiert. Die Bewohner der Gegend machten sich lustig über die weißhaarige Hexe mit den blauen Augen, die meistens in der Dämmerung (dann sind die Linien am Besten zu sehen) mit Besen und Leiter in die Wüste zog. Am Ende ihres langen Lebens durfte Maria Reiche erleben, dass die Nazca Linien zur UNESCO Weltkulturerbestätte wurden. Heute sind sie der Deutschen dankbar, denn die vielen Touristen bringen Geld und Arbeitsplätze in die einstmals arme Gegend. Der Flughafen, ein Park und Straßen sind nach Maria Reiche benannt und ein Museum wurde ihr zu Ehren gebaut.

Die Linien auf einem etwa 500 Quadratmeter großen Areal sind mehrere Kilometer lang, manche Figuren messen über 90 Meter. Sie wurden vor über 2000 Jahren vom Volk der Nazca und Paracas erschaffen. Über den Grund, warum diese Linien angelegt wurden, gibt es wahrscheinlich mehr Theorien als Linien. Man geht heute davon aus, dass durch einen Wandel des Klimas ausgelöste Wasserknappheit die Menschen in ihrer Not veranlasste, die Bilder als Abbilder ihrer Götter in die Erde zu scharren, um in Zeremonien diese um Regen anzuflehen. Heute gehört die Nazca Wüste als Ausläufer der Atacama zu einer der trockensten Gegenden der Welt. Im Durchschnitt regnet es alle zwei Jahre 10 Minuten. Tragisch finde ich, dass nur Aufgrund dieser Trockenheit die Nazca Linien noch erhalten sind.

Nach der Schulstunde werden wir mit dem Taxi zum Flughafen gebracht. Mir ist schon etwas mulmig, ich bin noch nie in so einer kleinen Maschine geflogen. Vom Copiloten bekommen wir Instruktionen, dass die Figuren immer genau unter der Tragfläche zu finden sind und dass wir, egal ob wir rechts oder links sitzen, gleich gut sehen werden. So war es dann auch. Immer wenn die kleine Chesna über einer Figur war, zog der Pilot nach links, meine Seite, die Tragfläche neigt sich gen Boden, um dann zu kreisen und den Betrachtern auf der anderen Sitzseite die gleiche Aussicht zu präsentieren. Nach dem dritten dieser Flugmanöver drängt mein Frühstück von hinten ans Zäpfchen. Durch Atemtechnik konnte ich ein weiteres Aufsteigen des Frühstücks verhindern. Von den Figuren hab ich nicht viel gesehen und ich war heilfroh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

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