Nach Antigua gehört der Atitlán See zum touristischen Pflichtprogramm in Guatemala. Über die gut ausgebaute Panamericana fahren wir durch mehrere Städte. Das Angebot der größeren Supermärkte bietet einige für uns Europäer verlockende Waren wie Toastbrot, kein wirklicher Ersatz für unser Vollkornbrot, Frischkäse und Joghurt natural, ganz große Freude, wenn ich den ungezuckert bekomme. Dann versuchen wir, leider vergeblich, unsere Gasflaschen auffüllen zu lassen. Wir brauchen hier einen anderen Adapter. Den können wir erst in Deutschland kaufen. Gas sparen ist angesagt.
Google routet uns oft über abenteuerliche Wege, z.B. in Städten mitten durch die engen Gassen der Märkte oder abenteuerliche Pisten. Heute fahren wir über Mini-Feldwege. Meistens ärgert uns das, aber oft bekommen wir so mehr von den Menschen abseits der üblichen Routen zu sehen.

Hier scheint die Erde fruchtbar zu sein. Auf großen Feldern, die alle per Handarbeit beackert werden, wird Gemüse angebaut, Möhren, Zwiebeln, Kohl und Bohnen, die in Mittelamerika Hauptnahrungsmittel sind.
In Panajachel stehen wir am Hotel Atitlán direkt am Ufer mit Blick auf zwei Vulkane.

Der Platz scheint fest in deutscher Hand. Mit uns ist noch ein Womo aus Hannover und zwei aus Rosenheim. Wir immer unter Overlandern gibt es nette Gespräche.

Wir bleiben 2 Tage, genießen den Blick, bummeln durch die Stadt. Hier reiht sich ein Laden an den anderen. Alle haben mehr oder weniger das gleiche Angebot.

Wir könnten Bootstouren zu den anderen Orten am See machen, aber es zieht uns weiter.
Wir wollen auf den Markt nach Chichicastenango. Die Stadt liegt nordöstlich von Guatemala City in den Bergen auf 2000m Höhe, in der Provinz Quiché.
Hier sind 95% der Bevölkerung Angehörige der Quiché, einem Stamm der Maya. Sie leben hauptsächlich von der Landwirtschaft, haben ihr eigenes kleines Stückchen Land oder verdienen sich ihr Geld als Arbeiter auf den großen Fincas.
Aus dieser Provinz kommt Rigoberta Menchú. Die Menschenrechtsaktivistin hat 1983 durch ihr Buch und ihren Protest auf die Gräueltaten, die ihrem Volk während des 30 jährigen Bürgerkrieges angetan wurden, weltweit aufmerksam gemacht. Für ihr Engagement hat sie den Friedensnobelpreis bekommen. Durch die darauffolgende internationale Aufmerksamkeit wurde der Konflikt beendet. Ich erinnere mich noch gut an ihr Buch. Sie schreibt über ihre Lebensgeschichte und die Gewalt, die sie und ihre Familie als Indigena erfahren hat. Ich war damals so entsetzt über die Brutalität, mit der wir Menschen mit unseren Artgenossen umgehen.
Wen es interessiert, kann hier mehr über diese mutige Frau lesen.
Obwohl sie heute nach der Verfassung von Guatemala gleichberechtigt sind, haben die Indigenas in der Regierung überhaupt kein politisches Mitspracherecht.
In der Provinz Quiché, nahe der Grenze zu Mexiko, wurden in jüngster Zeit Bodenschätze gefunden. Durch den Einfluss multinationaler Konzerne auf die Regierung sollen die Quiché von ihrem Land vertrieben werden.
Aber sie widersetzten sich, haben ihre Kultur und Sprache erhalten. Dabei war sicher hilfreich, dass ihre Herkunft und Mythologie aus alten Schriften in dem Buch Popol Vuh aufgeschrieben steht.
Das Buch wurde in dieser Kirche gefunden.

Chichicastenango war ein wichtiges religiöses und politisches Zentrum der Quiché. Die Spanier zerstörten ihren Tempel und errichteten auf dem Sockel die Kirche Santo Tomás. Die Treppe davor stammt noch vom Maya Tempel. Die 18 Stufen, die dem Maya Kalender entsprechen, werden auch heute noch von Schamanen und Heilern für Rituale genutzt.

In den Blechdosen wird Copalharz verbrannt. Der Rauch wirkt reinigend und ist das Mittel, durch das Gebete in die spirituelle Welt getragen werden sollen.



Neben ihrem alten Glauben beten die Quiché aber auch vor dem christlichen Altar.
Donnerstags und Sonntags findet in Chichicastenango der größte Markt des Landes statt. Aus den umliegenden Dörfer strömen die Menschen in die Stadt, um ihre Einkäufe zu erledigen und fast jeder Guatemala-Reisende kommt hierher, um sich das bunte Treiben anzusehen.
Fußläufig zur Stadt finden wir einen kleinen Campingplatz. So schön hier. Es gibt heiße Duschen. Was für ein Luxus. Außerdem bieten sie Wäscheservice, perfekt.
Wir sind, bevor die Touristenbusse kommen, in der Stadt.


Die Damen backen Tortillas. An den verschiedenen Essenständen sitzen viele zum Frühstück.

An den Ständen sind sie noch tiefenentspannt.

Man hat Zeit für ein Schwätzchen.

Auf den Treppen der Kirche verkauft diese Frau Blütenblätter für Opfergaben für eine Zeremonie.

Die Kinder spielen Blinde Kuh.


Die Kinder der Quiché gehen in der Regel 2,5 Jahre in die Schule. Dann müssen sie arbeiten. Dieser Junge hat schon schwer zu tragen.






Neben den ganzen bunten Stoffen werden aber auch Lebensmittel angeboten.
Als um zehn die Touristenbusse ankommen, wird es uns zu voll und wir betrachten uns das Treiben auf der Straße von einem Café aus.
Am Nachmittag gehen wir auf den Friedhof. Dieser Friedhof ist ein wichtiger Ort für die indigene Bevölkerung, vor allem für die Maya der
Region.

Der ist schön bunt. Jede Farbe soll eine Bedeutung haben.


An dieser Opferstelle treffen wir einen Schamanen in weltlicher Kleidung.
Er bereitet eine Zermonie vor.Je nach Anliegen werdenverschiedenfarbige Kerzen dafür verwendet, jede Farbe hat eine eigene spirituelle Bedeutung. Drumherum verstreut er Zucker und legt Räucherbündel mit Copalharz darauf.Die Feuer dienen
als Opfergaben an die Vorfahren.

Es wird geglaubt, dass Rauch und Flammen helfen, mit der Geisterwelt zu kommunizieren.
Der Schamane sitzt am Feuer und telefoniert mit dem Handy. Ist das moderner Schamanismus?
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