Das Project Suma
Das Project Suma

Das Project Suma

Am Nachmittag sind wir mit Andrea Peña in El Alto verabredet. Ich bin froh, dass Gert, unser Stadtführer, der auch großes Interesse an der Arbeit des Projektes Suma hat, uns als Dolmetscher begleitet. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir uns mit den verschiedenen Seilbahnen zurecht gefunden hätten.

Auf dem Weg kommen wir an dem Gefängnis San Pedro vorbei. Mitten in der Stadt ist ein kompletter Häuserblock von dicken Mauern umgeben. Ein Mikrokosmos mit Geschäften, Bars und Restaurants. Die Häftlinge sind sich selbst überlassen, Wachleute haben kaum Zugang. Drogenbosse, politische Gefangene und Kleinkriminelle leben auf engstem Raum zusammen. Überleben kann hier nur, wer Geld hat. Die meisten Häftlinge schlafen in den Gängen und leben von Gelegenheitsjobs. Wer Geld hat, kann sich eine große, gut eingerichtete Zelle leisten, mit Satellitenschüssel und es soll auch die Luxusausführung mit Whirlpool geben. Tom, ein Engländer, der hier wegen Drogenschmuggels einsaß, hat sein Geld mit Gefängnisführungen, die er im Internet angeboten hat, verdient. Die Tour war bei Backpackern sehr beliebt.

Wen es interessiert, Rusty Young hat in dem Buch Marschpulver sein Leben als Gefangener in San Pedro beschrieben.

In El Alto holt Andrea uns an der Seilbahnstation ab. Sie führt uns durch die Straße des Rotlichtviertels. Hier in der Straße liegt ein Baumarkt neben dem anderen, dazwischen kleine Läden, die Cola, Klopapier und andere wichtige Sachen des Alltags verkaufen. Von außen sind die Bordelle nur an kleinen roten Lampen über den schäbigen Blechtüren zu erkennen. Andrea bittet darum, uns unauffällig zu verhalten und keine Fotos zu machen.

In El Alto leben geschätzt 1 Millionen Menschen, überwiegend Aymara Indianer aus den ärmlichen Gegenden des Hochlands. Täglich kommen Hunderte dazu. Sie sorgen dafür, dass El Alto eine der größten, ärmsten und am schnellsten wachsenden Städte Boliviens ist.

Die Not ist groß und viele Frauen verkaufen ihren Körper, um zu überleben.

An einer unauffälligen, schmalen Metalltür hält Andrea und klingelt. Ein Junge öffnet uns die Tür und lässt uns eintreten in das Haus der Hoffnung, Esperanza, wie sie das Quartier von Suma nennen. Kinder aller Altersgruppen und einige Erwachsene laufen durch die Gänge, tragen Stühle die Treppe hoch. Sie bereiten ein Geburtstagsfest für alle Kinder von 4 bis 8 Jahren vor. Es wird Musik gespielt und gesungen. Die Kinder bekommen ein kleines Geschenk und für viele ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie etwas geschenkt bekommen.

Wir setzten uns in einen ruhigen Raum, hier erzählt uns Andrea über die Arbeit von Suma.

Gewalt gegen Frauen ist weltweit ein Problem.

In Deutschland haben 30% aller Frauen Gewalterfahrungen und auch in unserem reichen Land gibt es viel zu wenig Unterstützung.

Hier in Bolivien ist es für Frauen normal, geschlagen zu werden. 70% aller bolivianischen Frauen werden täglich Opfer von Gewalt. Für diese gibt es keinerlei Unterstützung, nicht von der Familie und schon gar nicht vom Staat.

Ein in Bolivien lebendes amerikanisches Ehepaar sah das Elend der Prostituierten in El Alto und hat vor 20 Jahren den Verein gegründet. Mittlerweile sind hier 24 Mitarbeiter fest angestellt. Psychologen, Sozialarbeiter, Erzieher und Köche. Andrea und ihr Kollege sind zuständig fürs Marketing. Viele Freiwillige helfen regelmäßig und auch Volontäre sind immer willkommen.

Die Mitarbeiter des Vereins knüpfen Kontakte zu den Prostituierten, indem sie regelmäßig in die Bordelle der Stadt gehen und den Frauen Geschenke bringen und Hilfe anbieten.

In der Esperanza haben sie einen geschützten Raum, in dem sie sich aufhalten können. Sie erfahren hier Wertschätzung und psychologische Hilfe. Ihre Kinder werden im Kindergarten und nach der Schule betreut und bekommen täglich eine warme Mahlzeit.

Um nach dem Ausstieg aus der Prostitution ihren Lebensunterhalt zu verdienen, gibt es SutiSana, einen Internetshop, in dem Handgearbeitetes verkauft wird.

Über den Verein werden Patenschaften für die Kinder angeboten, um ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen.

Wer sich eine Selbständigkeit aufbauen möchte, kann einen Mikrokredit als Starthilfe bekommen.

Nach unserem Gespräch führt uns Andrea durchs Haus, zeigt uns die Räume und wir lernen einen Teil des Teams kennen.

Wir sind beeindruckt von der ungezwungenen und fröhlichen Atmosphäre, die im Haus herrscht. Uns gefällt das Konzept und es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Motivation und Begeisterung hier gearbeitet wird.

Meine Hochachtung für die Courage während der Betriebszeit in die Bordelle zu gehen. Hier, wo die Frauen in kleinen Kammern, für die sie auch noch Miete zahlen müssen, ihre Freier empfangen.

Ich werde das project suma mit Spenden unterstützen und würde mich freuen, wenn einige von Euch das auch tun würden. Wer mag, kann über den Link im Text auf der Website von Suma mehr Infos bekommen. Über diese Seite kann auch eine Patenschaft übernommen werden.

Das Spendenkonto vom Project Suma ist in Amerika. Auslandsüberweisungen sind teuer. Es gibt die Möglichkeit, dem Projekt per PayPal eine Spende zu überweisen.

Einfach unten auf den Spenden-Button klicken

Andrea Peña hab ich nach ihrer Motivation gefragt, warum sie sich als BWLer bei Suma engagiert

Das hat sie mir dazu geschrieben, ich habe es so gut ich kann übersetzt :

Hallo Birgit,

ich habe oft an ihren Besuch gedacht und mir Gedanken gemacht, was meine Motivation ist mich beim Project Suma zu engagieren.

Der Samstag vor Weihnachten

Ich fühlte mich an diesem Samstag sehr stark, und ich hatte das Gefühl dass dies das Herzstück ist, warum ich beim Project Suma bin.

Samstagnacht, eine Woche vor Weihnachten, würde man kaum eine Gruppe von Unerschrockenen mit Weihnachtsmützen und heißer Schokolade, Panettones und Weihnachtsliedern finden, die darum bitten, die Bordelle der roten Zone in El Alto zu betreten, um Frauen zu umarmen die marginalisiert werden.

Aber sie sehen sie. Sie gehen nicht schon bei Tageslicht oder hinterlassen die Geschenke und bitten die Verwalter der Bordelle, sie zu verteilen. Nein, sie selbst wollen jede Frau daran erinnern, dass sie gesehen und geliebt wird. Sie besuchen sie jeden Monat. Diese Menschen sind vom Project Suma.

Ich bin hier und wir sind immer hier, denn wenn wir es nicht wären, wäre es wahrscheinlich niemand sonst.

Ich glaube an die Transformation; daran, gesehen, gehört und geliebt zu werden. Dies ist der Beginn der wahren Wiederherstellung.

Das Team vom Project Suma

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