Länderportrait
Bolivien ist mit 1,1 Millionen Quadratkilometern dreimal so groß wie Deutschland. Es hat etwa 12 Millionen Einwohner, davon 60 % Indigenas. Es gibt 36 verschiedene indigene Ethnien, mit ihren eigenen Sprachen. Die Aymara und Quechua sind die größten Volksgruppen. Bolivien gehört, obwohl sich die Situation seit der Wahl des ersten indigenen Präsidenten, Evo Morales, sehr verbessert hat, zu den ärmsten Ländern Südamerikas und das obwohl es eines der Reichsten an Bodenschätzen ist.
Bolivien ist außer Paraguay, das einzige Land Südamerikas ohne Meerzugang. Den haben sie im Salpeterkrieg 1884 gegen Chile verloren. Die Bolivianer haben den Verlust nie verkraftet und verlangen vom ehemaligen Kriegsgegner den Zugang zum Pazifik. Eine Klage vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag haben sie 2018 allerdings verloren.
Aufgrund seiner geographischen Lage gibt es im Land drei Klimazonen. Das Hochland, mit einer Durchschnittshöhe von 3500 Metern und das Tiefland mit Savannen und dem Amazonasbecken.
Gleich nach der Grenze in Villazon versorgen wir uns mit Geld und verlassen die wuselige Stadt. Campingplätze sind hier im Süden des Landes rar, es ist schon später Nachmittag und 20 Kilometer außerhalb gibt es laut I Overlander einen Stellplatz.

Wir wollen über Tupiza nach Uyuni und da in die Salzwüste. Schon in Argentinien waren mir die bunten Friedhöfe aufgefallen. Auch hier leuchten die bunt geschmückten Gräber hinter Lehmmauern. Ich frage Frau Google.
Der Dia de los Muertos wird hier am 1. + 2. November gefeiert. Da treffen sich die Familien an den Gräbern der Verstorbenen. Es werden Geschenke, wie Blumen, Getränke und Speisen mitgebracht, um die Seelen der Lieben in fröhlicher Runde mit Gebeten und Gesängen zu empfangen. Schon seit prähispanischer Zeit wird in der Aymara Kultur im November, der Hauptaussaatzeit, gefeiert das die Seelen kommen um Fruchtbarkeit für das ganze Jahr zu bringen.
Dieser Brauch gefällt mir. So ein Tag, an dem man sich mit Familie, den Verstorbenen nah fühlt und fröhlich feiert hat etwas von Unsterblichkeit.

Irgendwann auf unserem Weg sehen wir eine Menschenansammlung, Die Leute, viele festlich gekleidet, strömen alle Richtung Kirche. Wir sind neugierig und folgen ihnen.
Hier findet ein Fest statt. Der Umzug ist grad vorbei. Eine Gruppe von Reitern bindet ihre Pferde im Schatten an einen Baum und die Jungs der Dorfkapelle stärken sich.
Unter einem Baum sitzt eine Gruppe Cholitas, so werden bolivianische Frauen genannt, festlich gekleidet, in ihren weiten Röcken und mit Bowlder Hut. Gert bittet die Damen um ein Foto. Sie haben ihren Spaß mit ihm, lassen sich aber fotografieren.
Tja aber so einfach kommen wir nicht davon. Die Frauen haben alle ihre Kanister mit selbst gebrautem Chicha dabei. Ein Bier, das durch gekauten Mais fermentiert wird. Es wird auch Spuckebier genannt. Sie laden uns ein, mit ihnen zu trinken. Eigentlich schmeckt es nicht schlecht aber bei dem Gedanken wie es produziert wird, kommt leichte Übelkeit auf.
Nachdem wir die Spucke mit einer Salchipa, einer leckeren Bratwurst, neutralisiert haben, ziehen wir weiter. Je näher wir Tupiza kommen, desto schöner wir die Landschaft. Die Berge scheinen farbig, in bizarren Formationen. Die Menschen hier, leben vom Bergbau und Tourismus.
Der Ort ist besonders bei US Amerikanern beliebt. Sie besuchen den Ort in dem die Banditen Butch Cassidy und Sundance Kid lange lebten und 1908, nicht weit von hier, nach einem missglückten Überfall, vom Militär erschossen wurden. Ich kann mich gut an den Film mit Robert Redford und Paul Newman erinnern, wie sie heldenhaft aus ihrem Versteck gestürmt sind und im Kugelhagel der Soldaten umkamen.
Wir fahren in den etwas außerhalb der Stadt liegenden Canyon del Inka. Hier erwartet uns ein Farbspecktakel, das dem in Talampaya in nichts nachsteht. Schön angelegte Wege und völlig einsam stehen wir in dieser wahnsinnig schönen Felsenlandschaft.
Am Morgen sehen wir uns noch ein wenig in der Stadt um. Um die Plaza stehen einige gut erhaltene Kolonialbauten. Im Park herrscht reges Treiben. Wir kaufen ein paar Mürbteig Kekse in einer Bäckerei. So lecker, endlich nicht mehr so klebrig süß wie es in Argentinien und Chile üblich ist. Witzig sind auch die vielen Motorrikschas, die hier in Massen durch die Stadt brausen.
Gleich nach der Stadt biegen wir ab auf die Ruta 21 Richtung Uyuni. Das ist auf jeden Fall eine der schönsten Strecken, die wir jemals gefahren sind. Die ziemlich neu aussehende Straße, führt über einige über 4000 m hohe Pässe. Nervig ist es nur, wenn man an einem der sich in Schrittgeschwindigkeit die Steigungen hoch quälenden LKWs nicht vorbeikommt. Die letzten 50 km vor Uyuni verschwinden die Berge und eine riesige Ebene breitet sich vor uns aus. Es kommt ein heftiger Sandsturm auf. Es dauert bis wir eine kleine Kiesgrube entdecken, in der wir für die Nacht, windgeschützt stehen können.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.