Straßenblockaden sind in Bolivien eine beliebte Art des Protestes. Man sagt, wer durch dieses Land reist, wird mindestens einmal von einem Bloqueo, so nennt man hier diese Blockaden, aufgehalten.
Uns hat es kurz hinter Rurrenabaque in Richtung Norden erwischt. Querstehende LKW’S versperren die nagelneue Ruta 8. Sie protestierten für höhere Löhne und wohl auch schon seit zwei Tagen.. Wie lange dicht ist, weiß niemand. Vor uns steht eine lange Schlange Brummis, die, wie wir, auf dem Weg Richtung Norden sind.
Einer der Wartenden kommt und erklärt uns, dass wir mit unserem Landy die Blockade umfahren können. Er kommt da leider nicht durch. Eine nette Geste, zumal wir gar nicht gefragt hatten. Hilfsbereit sind sie, die Südamerikaner.
Wir fahren den angegebenen Weg, vorbei an Maisfeldern und abgebranntem Wald. Für uns sieht das nach Brandrodung aus.
An einer Flussdurchfahrt ist dann erstmal Schluss. Hier hat sich letzte Nacht ein Reisebus total festgefahren. Der Busfahrer, von Kopf bis Fuß schlammverschmiert, kriecht irgendwann unter seinem Gefährt hervor. Ob der mit bloßen Händen versucht hat, den Schlamm vor den Reifen wegzuschaufeln?

Irgendwann höre ich aus den Gesprächen, dass die wartenden Fahrgäste total durstig sind. Sie stehen hier in der Hitze schon viele Stunden. Ich fülle jede Menge Trinkflaschen mit Wasser aus unseren Kanistern.
Mit von einer Brücke angebauten Holzbohlen versuchen Helfer, dem Bus im Schlamm eine feste Spur zu bauen. Die Abschleppaktion sieht ziemlich spektakulär aus. Ein zweiter Bus zieht den Unglücksraben mit einem Abschleppseil aus dem Matsch, dabei neigt sich der Bus gefährlich zur Seite. Ich halte die Luft an. Wenn der umkippt, kommen wir hier auch nicht weiter….. Aber alles geht gut.
Auch auf dem weiteren Weg gibt es noch einige marode Brücken und es grenzt an ein Wunder, dass der Bus überhaupt so weit gekommen ist.

Im nächsten Dorf biegen wir wieder auf die Ruta 8. Die ist nagelneu, an einigen Stellen noch halbe Baustelle und leer. Uns begegnet fast kein Auto. So eine Blockade hat auch Vorteile 😉 In ganz Südamerika sind wir nicht ein einziges Mal auf so einer guten Straße gefahren.
Unser nächstes Ziel ist der Nationalpark Santa Rosa de Yacuma. Ein Tipp von Francesco. Wir sollen unbedingt eine Bootstour auf dem Fluss Yacuma buchen und würden dann neben vielen Kaimanen, wenn wir Glück haben, vielleicht einen rosa Flussdelfin sehen.
Im Hafen, in dem die Boote starten, kann man laut IOverlander auch übernachten. Wir sind noch nicht aus unserem Auto ausgestiegen, da haben wir für den frühen nächsten Morgen schon eine dreistündige Fahrt bei Ivar gebucht und hier schlafen sei auch kein Problem, versichert er uns. Die Baños können wir auch benutzen.

Nach unserer Erfahrung im Madidi Park sind unsere Erwartungen, hier viele Tiere zu sehen, nicht hoch. Aber egal, dann haben wir zumindest eine schöne Bootstour gemacht.
Es ist fantastisch, in den Bäumen krakeelen große blauäugige Vögel, eine Horde Kapuzineräffchen turnt durch das Geäst und Kaimane liegen auf der dreistündigen Tour am Ufer – so dicht, dass es aussieht, als lägen sie Spalier. Eine Capybara-Familie beäugt uns misstrauisch.








Und wir sehen rosa Delfine ! Ganz kurz nur tauchen sie auf. Mal sehen wir eine Rückenflosse oder das spitze Maul aus dem Wasser blitzen. Für ein Foto war das leider zu kurz, deshalb das Bild einer Infotafel im Hafen.

Zufrieden fahren wir weiter auf der einsamen, nagelneuen Straße. Wir fragen uns, warum wird hier im Nirgendwo so eine Straße gebaut? Im Internet werde ich fündig. Bolivien braucht Devisen und nimmt sich da ein Beispiel an Brasilien. Auf großen Flächen wird der Wald gerodet, um Soja und Palmöl für den Export anzubauen.




Kurz vor dem Abzweig nach Riberalta wissen wir jetzt auch, warum uns fast kein Auto entgegen gekommen ist. Hier können wir die Blockade aber ganz einfach umfahren.

Riberalta ist Provinzhauptstadt und liegt in der Nähe der brasilianischen Grenze am Rio Beni. Sie war einst Handelszentrum für Kautschuk. Heute lebt man vom Anbau von Paranüssen und dem Verkauf von Tropenholz. Nur wenige Touristen verirren sich hierher.
Wir tanken hier voll und gehen zur Markthalle, um einzukaufen. In den Läden wird viel Chinaware angeboten, aber man findet auch Kurioses.



Da wir in der Stadt keinen Stellplatz finden der uns gefällt und wir uns einen freien Stellplatz lieber nicht in Stadtnähe suchen, machen wir uns mit der Fähre auf den Weg zu Rio Madre de Dios.
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