Aus den Sümpfen zur Lagunenroute auf Boliviens Altiplano
Aus den Sümpfen zur Lagunenroute auf Boliviens Altiplano

Aus den Sümpfen zur Lagunenroute auf Boliviens Altiplano

Mit unseren Freunden Peter und Ursi hatten wir verabredet, nach dem Pantanal gemeinsam in den Süden Boliviens zu fahren. Auf dem Altiplano, einer Hochebene in den Anden, liegt die sogenannte Lagunenroute. Das sind mehrere Lagunen auf über 4000 m die nur mit Allradfahrzeugen über Pisten zu erreichen sind. Bis dahin haben wir noch 1200 km vor uns.

Aus Porto Jofre, mitten im Pantanal, gibt es nur einen Weg, die Tranpantaneira. Das ist eine 145 km lange Piste mit 122 Holzbrücken. Jetzt in der Trockenzeit lässt sie sich gut fahren. Einige der alten Holzbrücken sehen schon ziemlich marode aus. Da schießt der Puls schon mal hoch wenn sich kurz vor Ende der Brücke ein Loch auftut.“ nicht stoppen, Gas und rüber“ ist Gerts Ratschlag. Die Piste lässt sich, jetzt in der Trockenzeit, gut fahren aber die Hitze macht mir zu schaffen. Für eine Übernachtung bleiben wir auf der Hacienda Vitoria. Hier gibt es einen Pool. Die Abkühlung haben wir dringend nötig.

Am nächsten Morgen düsen wir weiter. 80 km vor der bolivianischen Grenze, in Cáceres, müssen die Grenzformalitäten erledigt werden. Es ist brütend heiß als wir hier mittags ankommen und außerdem ist Sonntag. Zoll und Migracion haben bis Montag geschlossen. Ich brauche dringend Abkühlung, draußen sind es über 40 Grad und im Landy sind es gefühlt mindestens 10 Grad mehr. Ursi geht es ähnlich und deshalb werden wir nicht nach einem Campingplatz suchen. Im Netz werden wir fündig, ganz in der Nähe gibt es ein Hotel mit Klimaanlage und Pool. Ute und Holger kommen auch dazu und nachdem wir uns im Pool erfrischt und in unseren Zimmern die Aircondition auf Hochtouren laufen lassen haben sind wir Abends fit für ein gemeinsames Essen. Das war richtig schön…Danke an Alle dafür.

Die Grenzformalitäten am Montag waren wieder einfach. Nach 90 km erreichen wir die bolivianische Grenze. Hier ändert sich die Landschaft von trockener Savanne in eine fast 300 km knallrote staubige Piste die durch tiefgrüne Wälder führt. Es leben hier viele Indigene in kleinen Dörfern an der Straße. Ziemlich nervig aber immer entspannt ist, hier im Grenzgebiet zu Brasilien, das wir alle 20 km an einem Militärposten kontrolliert werden. Da sitzen blutjunge Soldaten in einfachen Bretterbuden, die in gestochener Schönschrift unsere Daten in ein großes Buch eintragen.

Nach dem ersehnten Ende der oft üblen Piste geht es auf Asphalt bis Santa Cruz durch ebene Landschaft. Es gibt große Felder die entweder einer Cooperative oder einem Großgrundbesitzer gehören. Sie werden mit modernen Geräten beackert. Jetzt gibt es auch gemauerte Häuser. Hier sind die Bewohner auf jeden Fall wohlhabender als im Grenzland zu Brasilien.

Hinter Santa Cruz geht es hinauf in die Berge. Wir müssen uns langsam an die Höhe gewöhnen, denn auf dem Altiplano sind wir ständig auf mindestens 4000 m Höhe. So übernachten wir in Samaipata auf 1600 m.

Danach bleiben wir zwei Tage in Sucre. Die Stadt liegt auf 3800 m, umgeben von Bergen, strahlend weiß und im Kontrast zu den aufziehenden dunklen Gewitterwolken sieht das wunderschön aus.

Sucre ist die Hauptstadt Boliviens und Leute die das Land kennen meinen es wäre Boliviens schönste Stadt. Über die App Guruwalk buchen wir bei Daniel einen Stadtrundgang. Er zeigt uns die prächtigen Gebäude aus der Kolonialzeit, erklärt uns die Kultur der Ureinwohner und die Entstehung des Landes. Wir gehen in den Mercado. Hier zeigt er uns landestypische Gemüse und Obstsorten, wir probieren frisch gepresste Säfte und er zeigt uns wo wir die leckersten Salchichas kaufen können. Die Tour endet im Katzenviertel, dem ältesten Viertel der Stadt. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Sucre gefällt uns.

Von Sucre aus fahren wir vorbei an Potosi.

Potosi liegt auf 4100 m, über der Stadt ragt kegelförmig, der über 5000 m hohe, Cerro Rico. Der reiche Berg war voller Silber und Zinn und hat den Spaniern und den späteren Minenbesitzern zu großem Reichtum verholfen und das auch schon genauso lang auf Kosten der Bergleute die hier unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Die Mine lohnt sich für Investoren nicht mehr. Heute hoffen die Arbeiter immer noch auf den großen Fund und haben sich zu Kooperativen zusammengeschlossen. Die Arbeitsbedingungen haben sich nicht verbessert. Die Bergleute, davon mindestens 1000 Kinder , kriechen in der Dunkelheit durch staubig schlecht belüftete Stollen in der auf dieser Höhe eh schon sauerstoffarmen Luft. Wie früher werden die Gänge mit Hacke und Dynamit kreuz und quer durch den Berg getrieben, der mittlerweile durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Es kommt immer häufiger zu Einbrüchen der Stollen und dadurch zu tödlichen Unfällen. Auszuhalten ist das nur durch das Kauen von Cocablättern und Alkohol. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer in Potosi ist 40 Jahre.

Opfer zum Schutz vor Unfall, Krankheit oder Missernten darzubringen ist in Bolivien Bestandteil ihres ganz alten Glaubens. So bringen auch die Bergleute ihrem Berg Opfer dar. Für die alltägliche Arbeit reicht Bier und Cocablätter. Für die Errichtung eines neuen Stollen muss es aber mindestens ein Lamafoetus sein und auch Kinderopfer sind hier durchaus noch üblich.

Wir fahren durch die Stadt mit einem mulmigen Gefühl sehen die prächtigen Kirchen und Häuser einerseits und das Elend und die Armut in den Siedlungen der Bergleute.

Eigentlich sind wir nur in die Stadt gefahren weil Gert gern an einer Führung in die Minen teilnehmen wollte. Die Lust dazu ist ihm aber schnell vergangen.

Zügig fahren wir weiter Richtung Altiplano.

Kurz vor Unyuni gibt es eine Therme. Ganz einfach, das heiße Wasser kommt aus der Erde wird über einen Kanal abgekühlt und dann in einem Gebäude in zwei Becken gesammelt. Der Eintritt ist günstig und im Bad herrscht reger Betrieb. Viele Familien sind hier und genießen, wie wir das wunderbar warme Wasser. Einige Eltern versuchen ihren Kindern das Schwimmen beizubringen aber schwimmen kann hier keiner. Da kommt bei Ursi reflexartig der Lehrer zum Vorschein. Innerhalb kürzester Zeit üben einige Kinder ganz eifrig mit Ursi und ihren Müttern. Die Männer sind etwas zurückhaltender aber es dauert nicht lang bis auch die Herren der Schöpfung selbst oder mit ihren Sprösslingen schwimmen üben.

Uyuni ist eine Wüstenstadt wie aus dem Bilderbuch. Staubige Gassen, Zweckbauten… nicht schön und der Eisenbahnfriedhof reiht sich da nahtlos ein.Wir füllen hier unsere Vorräte und Wasser auf und bekommen zum Glück auch Diesel.

Das Tanken in Bolivien ist für Touristen etwas kompliziert. Der Kraftstoff wird vom Staat subventioniert aber nur für Einheimische, Touristen zahlen das doppelte. Das finde ich auch in Ordnung. Für den Tankwart ist das aber mit viel bürokratischem Aufwand verbunden, deshalb wird man als Tourist nicht gern gesehen. Gute Chancen hat man an älteren nicht kameraüberwachten Tankstellen, da ist es möglich einen guten Preis ohne Quittung auszuhandeln.

Nachdem wir dem Eisenbahnfriedhof einen Besuch abgestattet und uns eine Weile das Fotogedöns der vielen meist jungen Touristen angesehen haben machen wir uns auf den Weg auf die von Peter ausgearbeiteten Tour.

Um es kurz zu fassen

Die Strecke verlangt Mensch und Vehikel viel ab.Ich denke, das sie nur mit Allradfahrzeugen zu befahren ist. Sie besteht über weite Strecken aus übelster Wellblechpiste. Auf der Route ist man immer über 4000 m, der höchste Punkt war 4800 m.

Die Höhe macht mir zu schaffen. Ich kann Nachts kaum schlafen, kleinste Anstrengungen machen atemlos, ich verspüre einen ständigen Druck auf Kopf und die Nebenhöhlen. Wir haben 3 Nächte in der Höhe verbracht.

Die Ausblicke die sich uns bieten auf die farbenprächtigen Lagunen, die Flamingos und die Berge waren diese Anstrengung auf jeden Fall wert.

An der Laguna Verde übernachten wir ein letztes Mal. Hier werden wir am Morgen nach Chile ausreisen und da nach San Pedro de Atacama fahren. Hier müssen wir tanken denn bis zur nächsten Tankstelle in Bolivien ist es zu weit.

2 Kommentare

  1. Junge ,das ist aber mutig über solche Brücken zu fahren .Augen zu und durch ,oder?Mit der Hitze hätten wir in der Höhe sicher auch zutun.Wir wußten auch nicht ,daß im Bergbau noch solche Verhältnisse herrschen.Aber andere Länder andere Sitten .Tolle Fotos mal wieder und auch der Reisebericht klasse .Ihr könntet für Reisebüros schreiben 🖋. Bleibt gesund und das Auto heile .Liebe Grüße aus Bassum von Wolfgang und Dorethee

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