Nicaragua – keine Liebe auf den ersten Blick
Nicaragua – keine Liebe auf den ersten Blick

Nicaragua – keine Liebe auf den ersten Blick

Der Grenzübergang nach Nicaragua bedarf einiger Vorbereitung.

Drohne, Messer und Ferngläser dürfen nicht ins Land und müssen daher ganz besonders gut verstaut werden. Wir sind mal gespannt, ob unser Spezialfach auch scannersicher ist.

Dann brauchen wir Dollars in kleinen Scheinen. Das Land kostet Eintritt.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl fahren wir zur Grenze.

Die Ausreise aus Costa Rica geht einfach. Da ist nur grad eine große Baustelle und wir brauchen etwas Zeit, bis wir die richtigen Gebäude finden.

Dann fahren wir weiter zur nicaraguanischen Grenze. Hier bekommen wir gezeigt, was Staatsmacht ist.

Der Zutritt ins Gebäude kostet 1 Dollar  pro Person.

Migration ist schnell erledigt. Bevor wir den Einreisestempel bekommen, zahlen wir 13 Dollar Bearbeitungsgebühr. Wir fragen, wie es weiter geht und stellen uns an den angewiesenen Schalter zum Ausstellen des TIP – Einreisepapiere für den Landy. Nach einer Stunde sind wir dran und bekommen erklärt, dass erst die Polizei unser Auto kontrollieren muss. Wie angewiesen, dackeln wir zum kleinen weißen Häuschen auf dem Parkplatz.

Hier fleetzt sich eine Polizeibeamtin in ihrem Bürostuhl und kann sich kaum losreißen von ihrer Soap auf dem Smartphone. Ohne aufzublicken meint sie, wir sollen erstmal zur Aduana. Jetzt kommt Gert in Wallung und schimpft, das wir ja gerade von denen zu ihr geschickt wurden.

Jetzt reagiert sie und mein Göttergatte kriegt grad nochmal die Kurve, wieder abzudamfen.

Wir werden hin und her geschickt, anscheinend ist hier niemand, der unseren Landy kontrolliert, damit die Bratze vom Parkplatz ihren Stempel auf unseren Zettel packt.

Das fühlt sich grad ziemlich blöd an. Wir brauchen jetzt Hilfe. Ich scanne mal die anwesenden Grenzer. Ganz hinten die junge Dame sieht nett aus. Die steuere ich an und bitte sie um Hilfe. Ein Glück, sie ist nett und spricht Englisch und kümmert sich. Selbst ihr scheint das Prozedere nicht bekannt zu sein. Ach.. die müde Dame am Gepäckscanner kontrolliert auch die Autos 🤔 und Bingo – wir bekommen den Stempel und zur Belohnung darf Gert mit dem Landy durch den Scanner.

Ich werde von einem Beamten, der eben noch mit dem Kopf auf dem Tisch geschlafen hat, ziemlich unfreundlich aufgefordert, dort zu warten, bis Gert zurück kommt. Nach dem Scannen wartet Gert mit mir, während der Beamte popelt oder pennt. Irgendwann bringt jemand unser Scannerbild. Da setzt der Blödmann eine ernste Mine auf und will in unser Auto. Hier setzt der sich gemütlich hin, guckt ein bisschen rum und wartet. Wir warten mit ihm. Ich frage, ob ich ihm vielleicht einen Kaffee kochen soll. Den will er nicht, lieber eine Flasche Rum oder Whisky. Den haben wir nicht. So langsam wird es ihm im Auto zu heiß. Wir bekommen gnädiger weise einen weiteren Stempel.

Tschaka….Die Drohne haben sie nicht gefunden.

Jetzt noch Kopien machen und wieder anstellen fürs TIP.

Wir waren kurz nach 12 an der Grenze. Jetzt um halb sechs, es dämmert schon, sind wir hier endlich durch.

Ich fühle mich gerade nicht sehr willkommen und möchte eigentlich direkt durchfahren, um das Land so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Auf dem Weg zur Eco Lodge Blue Morpho, knapp 10 Kilometer hinter der Grenze, werden wir vor einer Kaserne von blutjungen Soldaten mit großen Gewehren kontrolliert. Die sind freundlich, wirken eher unsicher. Hoffentlich drückt da nicht einer aus Versehen ab…

Kurz bevor es dunkel wird, erreichen wir ziemlich erledigt die Lodge. Hier bekommen wir ein leckeres Abendessen und ausgeschlafen sieht die Welt schon anders aus. Michael kommt aus Bayern und lebt mit seiner Frau schon viele Jahre in Nicaragua. Mit guten Tipps und frischen Eiern direkt aus dem Hühnerstall im Gepäck, machen wir uns auf den Weg.

Wir fahren auf der Panamericana weiter Richtung San Jorge. Die Straße ist gesäumt von einer Allee, die bei der Hitze angenehmen Schatten spendet.

Gelbe Schulbusse befördern die Kinder zur Schule und bis in die entlegensten Ecken nach Hause. Die Schulkinder sind bei der Hitze wie aus dem Ei gepellt mit schneeweißen T Shirts. Die Wäscherinnen haben meine volle Hochachtung, wenn man sieht, in welch einfachen Häusern die Menschen hier wohnen und die meisten haben keine Waschmaschine. Die Kinder aber auch, ich hab so ein weißes Shirt keine Stunde an und schon sind da Flecken drauf.

Die katholische Kirche ist in Nicaragua verboten. Der Papst hat den Diktator kritisiert, daraufhin hat Herr Ortega alle Priester des Landes verwiesen und den kirchlichen Besitz enteignet. Trotzdem spielt der Glaube eine große Rolle im Land. In jeder kleinen Gemeinde steht mindestens eine Kirche.

Mit der Fähre setzen wir auf die größte Insel im Nicaraguasee über. Fühlt sich sehr vertraut an, die Fähre.

Ometepe ist die größte Insel vulkanischen Ursprungs der Welt in einem Süßwassersee. Mit ihren zwei Vulkanen erinnert sie nicht nur uns sehr an Lummerland.

Wir finden einen Platz im Nordteil der Insel, auf einer Wiese neben einem Restaurant mit diesem Ausblick. Die Wolken an der Spitze des Vulkans verändern ständig ihre Form. Meistens sieht es aus, als hätte er einen Hut auf. Wir genießen den Blick, den phänomenalen Sonnenuntergang.

Zur Abkühlung genießen wir einen eisgekühlten Smothie mit Piña, gehen schwimmen und haben Spaß mit den jungen Leuten, die auf der Wiese neben uns Volleyball spielen.

Man kann auf der Insel schöne Wanderungen unternehmen, z.B. auf  einen der beiden Vulkane. Der Conceptión ist mit 1610 m der zweithöchste Vulkan Nicaraguas und aktiv. Der Maderas im Süden der Insel ist erloschen und mit dichtem Nebelwald bewachsen. Wir machen das nicht, weil ich wegen meiner Rückenschmerzen ziemlich eingeschränkt bin.

Nach ein paar Tagen zieht es uns weiter. Wir wollen uns Granada, eine koloniale Stadt etwa 70 km weiter nördlich ansehen.

Comida rapido wird an jeder Ecke angeboten

Granada, die viertgrößte Stadt Nicaraguas, liegt am Nordwest-Ufer des Nicaragua See. Mit ihren kolonialen Bauten soll sie neben León die schönste Stadt im Land sein. Als wir ankommen, sind es 38 Grad und im  Landy ist es heiß wie in einem Backofen.

Wir buchen ein Zimmer mir Klimaanlage in Miss Margrits House. Von außen sieht man nur eine Mauer mit großen Toren, aber dahinter verbirgt sich dieser Innenhof.

Wir schlafen ganz wunderbar in unserem klimatisierten Zimmer. Zum Frühstück sitzen alle Gäste an einem Tisch und es ergeben sich nette Gespräche.

Bis zum Plaza vor der Kathedrale ist es knapp einen Kilometer zu gehen. Auf dem Weg dahin liegen zwei Kirchen.

Prachtvoll haben sie gebaut, die Spanier.

Um etwas mehr von der Stadt zu sehen buchen wir eine Kutschfahrt, mit schlechtem Gewissen aber zu Fuß kann ich den Weg nicht bewältigen.

Auf dem Rückweg zum Hotel finden wir dieses Geschäft. Die Initiative Tio Antonio betreibt hier eine Werkstatt für Gehörlose und einen kleinen Laden. Vom Erlös wird eine Schule für Gebärdensprache unterhalten und in mehreren Städten betreibt die Initiative Cafés, um Arbeitsstellen für die Menschen mit Handicap zu schaffen.

Die geknüpft Hängematten werden über einen Onlineshop übrigens auch nach Deutschland verkauft. Wer Interesse hat, kann hier einkaufen. Auf der Website findet ihr nähere Informationen zur Organisation.